Der Ball rollt wieder und die Fans fragen sich: Wird der FSV Mainz 05 die aktuelle Saison wieder auf dem Platz mit der närrischen 11 abschließen – also im gesicherten Mittelfeld – oder geht es in der Tabelle in eine andere Richtung. Möglich ist (fast) alles.

Die diesjährige Winterpause im Profifußball war für die meisten Fußballfans gewöhnungsbedürftig: Angefangen bei der »Advents-Weltmeisterschaft«, bei der sich Veranstalter und Funktionäre in höchst dubiosem Licht zeigten – um es einmal ganz vorsichtig auszudrücken – und das deutsche Team teilweise indiskutabel auftrat. Die Verantwortlichen werden hoffentlich gelernt haben, dass Weihnachtsmärkte und Glühwein nicht die optimale Kulisse für eine Fußball-WM bilden.

Wenn man realistisch bleibt muss man allerdings feststellen, dass auch in Zukunft die kuriosesten Veranstaltungen stattfinden werden – etwa asiatische Winterspiele in Saudi Arabien. Die einzige Voraussetzung: Es fließt genug Geld in die Taschen der Entscheidungsträger.

Horrende Summen flossen auch wieder auf dem winterlichen Transfermarkt. Aber auch hier scheint kein ernsthaftes Interesse an einer Neuregulierung zu bestehen. So bleibt es bei dem alten Spielchen, dass die zahlungskräftigen Vereine weiterhin einen »Alleinvertretungsanspruch« bei den lukrativen europäischen Wettbewerben haben und zusätzlich auch den größten Anteil der Fernsehgelder bekommen.

Positiv muss dabei hervorgehoben werden, dass die wirtschaftliche Kontrolle von DFB und DFL weitgehend funktioniert: Andere Nationen lassen sich bei internationalen Wettbewerben von Vereinen vertreten, die hunderte Millionen Euro Schulden haben und auf dem Transfermarkt weiter heftig zuschlagen.

Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, dass die Vereinsspitze »nur« einen Mittelfeldplatz als Saisonziel angibt. Eine realistische Einschätzung: Als am 25. Januar die Hinrunde endlich abgeschlossen werden konnte, stand der FSV mit 20 Punkten auf dem 12. Tabellenplatz: Immerhin schon elf Punkte Abstand auf den sechsten Platz der, Europa-Träume wach werden lässt und nur vier Punkte Vorsprung zum Relegationsplatz.

Neue Gesichter bei Mainz 05

Vor Beginn der Saison hatte sich der Verein auf dem Transfermarkt etwas zurückhaltend gezeigt. Immerhin kamen Aymen Barkok und Danny da Costa von der Frankfurter Eintracht nach Mainz und auch in Frankreich wurde man wieder fündig: Anthony Caci (Racing Straßburg) sollte die Abwehr und Angelo Fulgini (SCO Angers) das Mittelfeld verstärken.

Gerade von dem französisch-ivorischen offensiven Mittelfeldspieler (Fulgini), der zwischen 2013 und 2017 französischer Jugendnationalspieler war, den Sprung in die Équipe Tricolore aber bisher nicht geschafft hat, erhoffte man sich wichtige Impulse für das Spiel. Sportdirektor Martin Schmidt freute sich im Sommer: »Angelo … hat sich in den vergangenen Jahren in der Ligue 1 zum kompletten Spieler entwickelt, der vor allem für seine starken Standards bekannt ist und auf dem Platz den Unterschied ausmachen kann. Angelo ist im besten Fußballeralter und mit seinem Spielerprofil jemand, der uns von der Spielart im Kader noch gefehlt hat«.

In der Winterpause sah man den Neuzugang, der in 14 der 15 Spiele auf dem Platz stand etwas kritischer: Es kamen Impulse von ihm, doch Chef-Coach Bo Svensson resümierte im Kicker: »Ihm fehlten entscheidende Offensivaktionen. Aus aussichtsreichen Positionen ist zu wenig rausgesprungen. Er hätte torgefährlicher sein können«.

Nicht nur die Fans hatten gehofft, dass der Verein noch vor Saisonbeginn je einen »richtig guten Mann« für Sturm und Verteidigung verpflichten würde – doch es hatte offensichtlich keiner gepasst.

Umso erfreulicher war man, dass Mainz im »Winterschlussverkauf« (Kicker) auf diesen beiden Posten erfolgreich »einkaufen« konnte: Für die Abwehr wurde der norwegische Nationalspieler Andreas Hanche-Olsen verpflichtet der zuletzt beim belgischen Erstligisten KAA Gent unter Vertrag stand und für den Sturm fand man wiederum in Frankreich den richtigen Mann: Ludovic Ajorque von Racing Straßburg.

Andreas Hanche-Olsen

Der neue Innenverteidiger, der mit vollem Namen Andreas Schjølberg Hanche-Olsen heißt, ist in den letzten drei Jahren 14 mal für die norwegische Nationalmannschaft aufgelaufen. Davor war er 20 mal in der U16 und der U21 aktiv. Er hat Europa League – Erfahrung und wurde im letzten Jahr belgischer Pokalsieger.

Wie aus Vorstandskreisen zu hören war, stand Hanche-Olsen schon länger unter Beobachtung und so konnte der Cheftrainer zufrieden feststellen: »Bei Andreas Hanche-Olsen waren wir wieder in der glücklichen Lage, einen Spieler verpflichtet zu haben, den wir unbedingt haben wollten und der auch unbedingt zu Mainz 05 kommen wollte. Er ist ein echter Leader-Typ, der schon im jungen Alter in Norwegen die Rolle des Kapitäns übernommen hatte und eine Top-Mentalität mitbringt. Er passt vom Profil sowohl sportlich als auch in der Persönlichkeit hervorragend in unser Team.«

Ludovic Ajorque

Ludovic Ajorque ist jetzt schon »herausragend«. Kein Spieler in der gesamten ersten Liga kann seine 1,96 m überbieten. Für seinen letzten Verein hat er in 151 Pflichtspielen 51 Tore und 19 Assists erzielt. An ihm waren auch mehrere Ligakonkurrenten des FSV interessiert. Es scheint, dass hier schließlich der Mainzer »Schwerpunkt Frankreich« ausschlaggebend war. In einem ersten Interview sagte der Linksfuß: »Ich bin sehr froh, Teil dieses Klubs zu sein. Mainz 05 passt von der Spielweise, aber auch von den Werten hervorragend zu mir. Ich habe die 05er in der Vergangenheit öfter verfolgt, auch weil mein Teamkamerad Anthony Caci hier hergewechselt ist. Er ist ein guter Freund und hat mir damals viele Tore aufgelegt – das wollen wir in der Bundesliga so fortführen«

Bei der unverdienten Heimniederlage gegen Dortmund standen beide Spieler erstmals in der Mannschaft: Hanche Olsen spielte die vollen 90 Minuten. Svensson zu seiner Leistung: »Er war am Anfang etwas nervös, hat sich dann aber so reingehauen, wie ich ihn kenne.« Ajorque wurde erst in der 80. Minute für Onisiwo eingewechselt und brachte sofort Leben in den Angriff.
Wenn es kein größeres Verletzungspech gibt, sollte bei diesem Kader der angestrebte Mittelfeldplatz locker möglich sein.

Närrische Zeiten

Ab dem 11. November, spätestens aber ab dem 1. Januar tauschen viele Fans den rot-weißen mit dem rot-weiß-blau-gelben Schal. Die fünfte Jahreszeit hat begonnen und man sieht das 05-Logo vielerorts mit der Narrenkappe verziert.

Die Mannschaft selbst trägt am sogenannten Fastnachtsspiel, das 2023 leider in Leverkusen stattfindet, ein spezielles Fastnachtstrikot. Außer in Mainz kennt man diese Tradition nur noch beim 1. FC Köln. Gelegentlich hört man, nicht nur von Muckern und Philistern, dass dies einzig und allein den Sinn hätte, den Fans »Geld aus den Taschen zu ziehen«. Nun wird allerdings niemand gezwungen das nicht ganz preiswerte Teil zu kaufen – und der Absatz läuft: Bereits im Januar waren mehrere Größen ausverkauft. Und auch das sollte man nicht vergessen: 5 € pro Trikot gehen an den Förderverein für Tumor- und Leukämiekranke Kinder e.V. Mainz.

Die Vorderseite des neuen Trikots hat als Grundmuster die vier Fastnachtsfarben. Dazu kommt ein besonderes Highlight: Die Mainzer Wahrzeichen Stadtwappen und Dom sowie die Fastnachtssymbole Zugente, Narrenkappen und Luftschlangen sind als Muster auf das Trikot geprägt. Kappa Omini und Mainz 05 Logo sind ebenfalls vorhanden und auf den gewohnten Plätzen zu finden.

Und wem das noch nicht reicht: In diesem Jahr gibt es erstmals auch die passenden Strumpfstutzen dazu: »Stylisch, rutschfest und natürlich in den Farben der schönsten Jahreszeit«. In diesem Sinne: ein dreifach donnerndes rot-weißes Helau!

MdL