Ristorante Pizza Punto It überzeugt mit modernem Industrie-Ambiente und souveränem Küchenhandwerk.

Mister X staunt nicht schlecht. Seit IBM vor sechs Jahren den Standort Mainz aufgegeben hat, entsteht am Rand der Oberstadt ein neues Mainzer Stadtquartier und wird mit jedem Tag ein bisschen größer. Hinter der Einkaufszeile neben der Hechtsheimer Straße liegt das italienische Ristorante Pizza Punto It. Ein gewöhnungsbedürftiger Name, der eigentlich eine Internetadresse (pizza.it) beschreibt. Das erste Pizza Punto It wurde vor zehn Jahren in Wiesbaden eröffnet, da müssen wir uns um den Namen weiter keine Gedanken machen.
Die haben sich allerdings Restaurantbetreiber Alberto Pin und sein Innenarchitekt gemacht.

Modern, transparent, stylish, mit einem Hauch Industrie-Look – so passt sich das Ristorante in die Atmosphäre des neuen Stadtviertels ein: Große Fensterflächen nach außen, aber auch Fenster nach innen zum Küchenteam, der Pizzaofen im Gastraum, eine offene Theke. Unter der in Anthrazit gestrichenen hohen Decke verbreiten tief hängende Lampen mit warmem orangefarbenen Licht Wohlfühlatmosphäre. »Da wussten ein paar Leute mit Gastronomieerfahrung, was sie da tun«, nickt Mister X anerkennend und lässt sich nieder.

Die Speisenkarte hat eine klare Struktur und stellt neben Vorspeisen und Salaten Pizza und Nudelgerichte in den Mittelpunkt. Kleine Besonderheit: Mini Pizzen, die mit knapp 20 Zentimeter Durchmesser gar nicht so mini sind und tatsächliche für drei bis sechs Euro zu haben sind.

Also doch eher Pizzeria als Ristorante? Keineswegs. Denn erstens werden auch frische Eiernudeln mit Steinpilzen, Trüffeln (in der Saison), Lachs und Garnelen angeboten, und dann ist da noch die Schiefertafel, die schon draußen die Kundschaft mit täglich wechselnden Fisch- und Fleischgerichten von Garnelen und Tintenfisch bis hin zu Ossobuco und Lamm lockt.




Carbonara-Probe

Wie nicht anders zu erwarten, macht Mister X die Probe aufs Exempel. Wenn er italienischen Restaurants auf den Zahn fühlt, macht er die Carbonara-Probe. Kriegt er hier die ignorante Verstümmelung dieses Klassikers mit Sahnepampe und labbrigem Kochschinken oder das Original, das ausschließlich aus Nudeln, luftgetrocknetem Schinken entweder aus der Backe (»Guanciale«) oder dem Schweinebauch (»Pancetta«), frischem Ei und mittelaltem geriebenen Peccorino besteht? Klingt einfach und ist doch selten genug in Vollendung auf dem Teller. Immerhin: Das Pizza Punto It ist nah dran. Die Spaghetti Carbonara (11,90 €) werden hier mit Grana Padano gemacht, der Speck ist ein wenig zu salzig und die Soße dürfte mehr Ei haben. Aber das ist Kritik auf des Meisters Niveau, alle anderen finden die Nudeln super.

Verzückt ist Mister X hingegen von seiner simplen Mini Pizza mit Peperoniwurst und Paprika (3,90 €). Der Teig ist nicht sehr dünn, aber wundervoll aufgegangen und knusprig gebacken. Gewürze und Belag bilden Geschmacksharmonie pur, wie auch unsere Begleitung bestätigt, die über ihre Mini Pizza mit Thunfisch und Zwiebeln (5,90 €) schwärmt. Da kann ich freilich mithalten: Meine Bruschetta (6,20 €) ist so, wie das frühere Arme-Leute-Essen ursprünglich sein sollte: fünf kleine, kräftig geröstete Weißbrotscheiben, mit Knoblauch abgerieben, mit Öl beträufelt, gepfeffert und gesalzen. Und obendrauf die heute üblichen gehackten Tomaten, etwas Basilikum und ein paar Spritzer Balsamicocrème fürs feine Aroma.

Gelungene Kombination

Stehen die Hauptgerichte wie so oft im Schatten der Vorspeisen? Nein. Unsere Begleiterin hat sich für Gnocchi mit Tintenfisch, Kirschtomaten und Hummersauce (28 €) entschieden – und ist voll des Lobes über die gelungene Kombination von zarten Polypenarm-Stücken und einer lebhaft gewürzten Tomaten-Knoblauch-Hummersoße, die sich geschmeidig an die Gnocchi heftet.
Dicke Armstücke vom Tintenfisch habe ich auch in meinem schlotzigen Risotto Mare (22,50 €), begleitet von drei bis vier Muschelarten, kleinen Paprikastückchen, natürlich Petersilie und
gebunden von einer cremigen Tomatensoße. Das ist kaum zu verbessern.

Noch zu tun ist dagegen bei der Weinkarte. Die gibt es nämlich im Lokal nicht – trotz entsprechenden Hinweises auf der Speisenkarte. Deshalb sind wir auf die paar Weine auf der Speisenkarte angewiesen. Ein Schoppen von einem Primitivo Appassimento aus Apulien (6,80 €), am Gaumen warm und intensiv nach roten Beeren schmeckend, kann auch überzeugen. Ein als »Rheinhessen« ausgewiesener Schoppen (6,50 €) aber gibt außer Säure nichts her. Schade, denn die dekorativ aufgebauten Weinkühlschränke im Ristorante enthalten bei näherem Hinsehen eine Fülle repräsentativer Tropfen von Südtirol bis Sizilien. Auf der Webseite des Pizza Punto It werden sie denn auch alle aufgeführt. Nur halt nicht vor Ort.

| Lou Kull

ESSEN8,0
TRINKEN6,5
SERVICE8,5
AMBIENTE8,5
PREIS/LEISTUNG8,5
GESAMT40,0 : 5 = 8,0 KAPPEN

Fazit

Dass es (noch?) keine Weinkarte gibt, beeinträchtigt den Gesamteindruck des vor einigen Monaten eröffneten Ristorante ein wenig. Aber endlich wieder »ein Italiener«, bei dem Zubereitung und Zutaten aus der Tradition kommen, die diese Küche international neben die französische gestellt hat. Ein herzlicher, kompetenter und stets aufmerksamer Service und ein lebhaftes, modernes und gleichzeitig angenehmes Wohlfühl-Ambiente komplettieren dieses frische Angebot. Mit einem vorzüglichen Preis-Leistungs-Verhältnis gibt das Pizza Punto It eine gelungene Visitenkarte für das neue Heiligkreuzviertel ab.

Pizza Punto It
Annemarie-Renger-Straße 1 k
55130 Mainz-Weisenau
Telefon 06131 3 27 42 94
www.pizzapuntoit.de
mainz@pizzapuntoit.de
Öffnungszeiten
Di bis So 11.30 bis 15 Uhr und
17 bis 22.30 Uhr; Pasta und heiße
Gerichte jeweils bis 21.30 Uhr
Montag Ruhetag