Das ehemalige »Gaadefeld«, die Mainzer Neustadt, ist 150 Jahre alt geworden – und wandelt sich stetig aufs Neue.

Es folgt eine »Innenansicht«, denn was vor der Haustür passiert, wird intensiver wahrgenommen, auch wenn es die Haustür des Arbeitsplatzes ist. Zumal die Arbeitswege kreuz und quer durch den Stadtteil  vor Augen führen, wie er sich entwickelt. Die Dynamik in der Gastro-Szene, dürfte das augenfälligste Kennzeichen auch für Nicht-Neustädter:innen sein. Auffällig sind auch die Menschen, die sich im »Gaadefeld« bewegen: es sind viele ältere und wirklich alte darunter und sehr viele ganz junge. Gemeinschaft wird, sehr wohl unterschiedlich definiert, großgeschrieben. Die vielen Plätze erlauben Gemeinschaft. Ein jeder Platz hat seinen eigenen Charme und bietet irgendetwas Besonderes.

Wenn Mittwochsmorgens vom Frauenlobplatz Musik erklingt, ist die »Bewegungsgruppe« am Werk. Mit Begeisterung folgen viele Frauen jeden Mittwoch ab 10 Uhr den Anweisungen der Übungsleiterinnen und babbeln anschließend in einem der umliegenden Cafés noch eine Runde. Es ist die »Ü50-Generation«, die um diese Uhrzeit zusammenkommt. Abgelöst werden sie von den Jüngsten, die spätestens nachmittags den Spielplatz erobern.

Einen, mindestens kleinen, Spielplatz hat fast jeder der Neustadt Plätze und viele haben sich zu einem Magneten für Gastronomie unterschiedlichster Art entwickelt. Der Gartenfeldplatz wurde eine Weile sogar als Ableger des Prenzlauer Bergs gehypt.

Schon lange wächst die Mainzer Neustadt über sich hinaus. Was Baumeister Kreyßig einst im »Gaadefeld« angelegt hatte, platzt aus allen Nähten. Mit der Zollhafenbebauung ist der Neustadt ein komplett neues Stadtquartier angehängt worden – von manchen Wohnungen scheint es sogar Blickachsen zum Wasser zu geben.

Die Mobilitäts-Themen

In der Mainzer Neustadt lässt sich manches wie durch ein Brennglas beobachten. Kolonnen von Radler:innen, die morgens aus der Neustadt hinaus und nachmittags in die Neustadt hinein unterwegs sind; die Vielzahl der Autos, die irgendwo abgestellt, die Kreuzungen zuparken und nicht nur des Abends die Menschen zum Slalom-Laufen zwingen; eine Straßenbahnlinie durch die Neustadt hindurch ist geplant, sie könnte Entlastung bringen – vorausgesetzt, die ÖPNV-Anbindung an den Hauptbahnhof und die Theodor-Heuss-Brücke lockt Neustadt-Pendler:innen aus ihren Autos. 30.000 Einwohner:innen zählt die Mainzer Neustadt.

Es werden stetig mehr: Am Karoline-Stern-Platz in der nördlichen Neustadt wird gerade ein Gebäudekomplex mit 156 Wohnungen fertiggestellt; in der »Kommissbrotbäckerei« entsteht ein neues Wohnquartier und ein sozio-kulturelles Zentrum. Offen ist, wie der Stadtteil die Klimaveränderungen verkraften wird: Wenn die Kaltluftschneisen von den Bretzenheimer Feldern und vom Wiesbadener Ostfeld zugebaut sind, gerät die Mainzer Neustadt richtig ins Schwitzen.

| SoS

 

Neustadt: Auf die Plätze fertig los