Im »Beviamo« auf der Malakoff-Terrasse geht es vorwiegend um Wein, Pasta und Pizza. Besonders auf die klassische Zubereitung wird hier großen Wert gelegt.
»Oha, keine Sahne!« Anerkennend runzelt Mister X die Stirn. Spätestens seit 1982, als die Deutsche-Welle-Gruppe »Spliff« mit ihrem Flirt-Song »Carbonara« die deutschsprachigen Charts stürmte, ist das wahrscheinlich von amerikanischen Soldaten nach dem Krieg erfundene Nudelgericht hierzulande in aller Munde. Allerdings meist verstümmelt mit Kochschinken und Sahne. »In Pasta alla Carbonara«, doziert der Meister, »gehören Nudeln, ausgebratener Guanciale-Speck, geriebener Pecorino, ein frisches Ei und reichlich gemahlener schwarzer Pfeffer, basta!«.
Im »Beviamo« weiß man das. Seit die Selbstbedienungskette »Vapiano« auf der Mainzer Malakoff-Terrasse dicht gemacht hat, will der Nachfolger (ein gleichnamiges Lokal gibt es auch auf der Wiesbadener Wilhelmstraße) mit authentischen Zutaten, Originalrezepten und hausgemachten frischen Nudeln die Klassiker der italienischen Küche zelebrieren.
Weine von Klasse
Und weil »Beviamo« in der Übersetzung »Lass uns trinken« heißt, will das Lokal mit einer gut sortierten Weinkarte auch zeigen, dass es jenseits von Lambrusco und Korbflaschen-Touristenplörre zwischen Piemont und Palermo Weine von internationaler Klasse zu entdecken gibt. Da ist es sogar für den in Weinangelegenheiten unerbittlichen Mister X verzeihlich, dass es auf der Weinkarte nur zwei, wenn auch renommierte heimische Weingüter gibt: Braunewell aus dem Selztal und Keßler aus Martinsthal im Rheingau. Gemessen an der Fülle von italienischen Flaschenweinen auf der Karte dürfte auch die Auswahl bei den Schoppenweinen gern etwas größer sein. Mit Preisen zwischen 5,10 und 7,80 Euro liegen sie im vertretbaren Rahmen.
Wer Saltimbocca und Dorade, Scaloppine und pesce spada, kurz: Fleisch- und Fischgerichte sucht, ist hier am falschen Platz. Im »Beviamo« konzentriert man sich auf Pasta. Und auf Pizza. Deren Teig besteht klassisch nur aus Mehl, Hefe und Wasser und wird im Steinofen gebacken. Auch das Weißbrot, das viele Speisen begleitet, kommt wunderbar angeröstet und frisch auf den Tisch. Das dürfen wir auch bei einer der Vorspeisen genießen, die eher selten angeboten wird: Ein Brotzopf aus Pizzateig, serviert mit Olivenöl, Meersalz und Tomatensoße (6 €). Den ersten guten Eindruck bestätigen auch weitere Vorspeisen wie Bresaola-Carpaccio mit gehobeltem Parmesan (11,20 €), ein frischer, aber unspektakulärer kleiner Beilagensalat (4,90 €) sowie eine kräftig gewürzte und aromatische, hausgemachte Tomatensuppe (5,80 €).
Perfektes Ragù
In Italien hat jedes Ristorante seine eigenen Rezepte für Sugo und Ragù. Die gehüteten Familienrezepte sagen mehr über die Küche aus als ein Pizzabelag. Deshalb bin ich gespannt auf das Ragù alla Bolognese (13,30 €) im »Beviamo«. Und werde nicht enttäuscht. Die hausgemachen Mafalda-Nudeln, natürlich weicher im Biss als Supermarktware, sind mit ihren Rillen und Wellen perfekt darin, viel Soße aufzunehmen. Und die ist – mit gemischtem Hack, Pancetta, Tomaten und Gemüse – ebenso perfekt. Harmonisch in den Aromen, pikant in der Würzung. Mister X genießt derweil seine Carbonara-Linguini (13,20 €) ohne gekochten Formvorderschinken und Sahne. Als dritte Hauptspeise wählen wir einen weiteren Klassiker. die angeblich von süditalienischen Huren kreierten scharfen Nudeln (»Puttanesca«) mit Tomatensoße, Knoblauch, Oliven, Sardellen, Kapernäpfeln und ordentlich Chili (11,80 €). Auch das ist rundum gelungen.
Für alle Pasta bei Beviamo gilt: Hausgemachte, frische Nudeln machen sehr, sehr satt. Deshalb steht Mister X das Bedauern darüber im Gesicht geschrieben, dass er beim besten Willen keinen Nachtisch mehr schafft. Macht nichts. Er ist auch ohne Dessert ein Süßer.
| Lou Kull
| ESSEN | 8,0 |
| TRINKEN | 8,0 |
| SERVICE | 8,0 |
| AMBIENTE | 8,0 |
| PREIS/LEISTUNG | 8,0 |
| GESAMT | 40,0 : 5 = 8,0 KAPPEN |
Fazit
Das Zusammensein mit Freunden bei einem unkomplizierten Essen und einem guten Glas Wein, wie es das »Beviamo« propagiert, ist ein richtig guter Pausenfüller zwischen den Pandemiewellen. Mit Dielenboden und modernem Mobiliar strahlt das Lokal urbanen Chic aus, die großzügige Terrasse mit wertiger Bestuhlung muss sich als Nachbar der Edelterrasse vom »Hyatt« nicht verstecken. Der Service ist flink und aufmerksam. Die üppigen Vorspeisenplatten zum Aperitivo mit Freunden sind eine sehr gute Idee. Wer saftige Pizza mit wulstigem Käserand und dickem weichen Boden bevorzugt, ist vielleicht bei amerikanischen Ketten besser aufgehoben. Hier gehen Pizza und Pasta zurück zu ihren italienischen Wurzeln. Das Getränkeangebot hat Qualität und reicht für einen langen Terrassenabend mit Freunden.
Die Preise sind bei diesem Angebot und der Qualität angemessen.