Der Bauantrag ist eingereicht, das Gestaltungskonzept ist fertig: Beim Umbau und der Sanierung des Mainzer Taubertsbergbades stehen die nächsten Schritte an.

Die Mainzer Stadtwerke AG (MSW) ist seit 2017 auch verantworltich für das Mainzer Taubertsbergbad. Für das damals marode Bad suchte die Stadt Mainz nach der Insolvenz des privaten Starwaters-Badbetreibers, der Stuttgarter Unternehmensgruppe Deyle, einen neuen Betreiber. Die Stadtratsfraktionen und der Stadtvorstand waren sich einig, Mainz braucht unbedingt ein zweites Schwimmbad. Das Hallen- und Freibad am Großen Sand in Mombach reicht nicht aus, um dem Schul- und Schwimmsport die benötigte Wasserfläche zu bieten. Einig waren sich die Politiker:innen damals auch: So ein Desaster wie mit diesem Deyle-Unternehmen will niemand noch einmal erleben. Es musste ein Betreiber her, der solvent genug ist, das Bad zu sanieren, die Verluste aus dem Badbetrieb auf Dauer zu schultern und zu dem ein guter politischer Draht besteht. Die MSW AG, eine hundertprozentige Stadttochter mit dem Mainzer Oberbürgermeister als Aufsichtsratsvorsitzenden, war ausgeguckt.

Seither sind fünf Jahre vergangen. Das Sportbad mit 25-Meter-Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken, Sprungbecken mit Fünf-Meter-Turm wurde saniert, so dass dort von Montag bis Sonntag Badebetrieb möglich ist. 2019/20 wurde das Freibad umgebaut, im Winter 2021 kam zum ersten Mal die Traglufthalle im Freibad zum Einsatz. Gut 66 Meter lang und 36 Meter breit überdacht sie auch die am 50-Meter Mehrzweck-Becken liegenden Umkleiden und Sanitärbereiche. Der Schul- und Vereinssport findet nun in der Traglufthalle statt, das Sportbad bleibt überwiegend den Freizeit-Schwimmer:innen überlassen.

Wirtschaftliche Balance

Ende 2021 hatte die Mainzer Sportbad GmbH, eine hundertprozentige Tochter der MSW, den Bauantrag bei der Stadt eingereicht, Ende März 2022 beschäftigte sich der MSW-Aufsichtsrat mit dem Gestaltungskonzept und Sportbad-Geschäftsführerin Kerstin Stumpf erläuterte die konkrete Planung für den Umbau des Sportbades sowie des früheren Erlebnisbad- und Thermenbereichs. Seit der Insolvenz der Betreibergesellschaft 2016 sind beide geschlossen. Allerdings war klar, Wellness- und Saunalandschaft müssen reaktiviert werden, um eine wirtschaftliche Balance zu ermöglichen: Die – höheren – Einnahmen aus dem Saunen- und Wellnessbereich dienen dem Verlustausgleich aus dem Sport- und Freibadbetrieb. Gebaut wird nun ein Familienbad mit Sauna- und Wellnessbereich.

Zweistöckige »Fasssauna«

Zweistöckige »Fasssauna«

Nach dem Umbau stehen im Sportbad weiterhin das 25-Meter-Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken sowie das Sprungbecken mit dem Fünf-Meter-Turm zur Verfügung. Zusätzlich ist eine Kletterwand im Becken geplant (siehe Zeichnung oben). Mit den vorhandenen – außenliegenden – Rutschen des früheren Erlebnisbades wird so aus dem bisherigen Sportbad ein Familienbad. Von dort geht es in den Klein-Kind-Bereich mit Kinderbecken, Spiel- sowie Planschmöglichkeiten und dann weiter in den Wellness- und Saunabereich. Für das Gestaltungskonzept hat die Stadtbad GmbH Kriterien wie »Regionalität«, »Wein + Weinregion« vorgegeben – die zweistöckige »Fasssauna« mit rundem Kaminraum dürfte das blickheischende Aushängeschild werden. Im Spa- und Wellnessbereich werden nach dem Umbau unter anderem ein Dampfbad, ein Eisraum, zwei Innen- und Außenbecken, ein Abkühlbecken, eine Infrarotsauna, zwei Blockhaussaunen und vier Aufgusssaunen im Innenbereich zur Verfügung stehen.

Finanzierung über den städtischen Etat

Eine wesentliche Änderung gegenüber den ursprünglichen Planungen erfährt die Finanzierung dieses Umbaus. Kerstin Stumpf veranschlagt 24 Mio. Euro, die ursprünglich von den MSW durch Kredite finanziert werden sollten. Aufgrund der hohen Gewerbesteuereinnahmen und der damit einhergehenden guten Finanzsituation der Stadt kann die Finanzierung nun quasi »cash« über den städtischen Etat erfolgen, erklärte Finanzdezernent Günter Beck.

Was die Mainzer Stadtwerke AG sehr erleichtere, ergänzte MSW-Vorstand Daniel Gahr. Das Unternehmen muss bereits die hohen Verluste des Tochterunternehmens Mainzer Mobilität ausgleichen und gleichzeitig in die eigenen Geschäftsfelder investieren – allein die Investitionen in die Trinkwasserversorgung belaufen sich auf 85 Mio. Euro. Finanzdezernent Beck verweist in diesem Zusammenhang erneut auf die Absicht des Mainzer Stadtvorstands, die hohen Gewerbesteuereinnahmen »nachhaltig« zu verwenden. »Jede Million, die wir jetzt in den Investitionshaushalt schieben, entlastet die Ausgabenseite der künftigen Haushalte.« Heißt: Der Zuschuss, den die Stadt jährlich an die Stadtbad GmbH für den Schul- und Vereinssport sowie die Investitionen der Stadtwerke in den Umbau hätte zahlen müssen, fällt bei einer Finanzierung des Umbaus durch die Stadt entsprechend geringer aus.

Die Stadtbad GmbH sucht derweil nach einem Generalunternehmer für den Umbau. Sportbad-Geschäftsführerin Kerstin Stumpf hofft, das entsprechende Unternehmen könnte 2023 mit dem Umbau beginnen. Für die Bauzeit sind zweieinhalb bis drei Jahre veranschlagt, die Inbetriebnahme des neuen Taubertsbergbades Anfang 2026 scheint möglich. Allerdings sind Bauzeiten und Kosten angesichts der derzeitigen Engpässe und Preissteigerungen im Bausektor mit Unwägbarkeiten behaftet.

Für das Winterhalbjahr 2022/23 ist vorgesehen, das Sportbad wie bisher zu nutzen, der Schul- und Vereinssport soll erneut in der Traglufthalle stattfinden. Ab voraussichtlich dem Winterhalbjahr 2023/24 müssen sich dann alle Bad-Besucher:innen die Bahnen in der Traglufthalle teilen.

| SoS

Voraussichtlich Ende Mai wird die Freibad-
Saison im Mainzer Taubertsbergbad eröffnet.

 

Taubertsbergbad: Gutes Konzept