Jahrzehntelang habe ich als Radfahrerin unter Autofahrer:innen gelitten, die mir die Vorfahrt nahmen, die mich an den Rand gedrängt und mir den Mittelfinger gezeigt haben.

Ich habe mich mit Radwegen genannten Buckelpisten arrangiert, ewig an roten Ampeln gewartet, weil der Autoverkehr selbstverständlich lange Grün-Phasen braucht, habe in Fußgängerzonen das Rad geschoben. Und jetzt? Als Radlerin sehe ich mich zunehmend an den Pranger gestellt, weil anderen Radfahrenden die Straßenverkehrsordnung sch…egal ist.

Seit langem schon empfinde ich die Selbstherrlichkeit von vielen Radler:innen als Gefährdung für mich. Die ohne Licht am Rad, in dunkler Kleidung entgegen der Fahrtrichtung auf dem Bürgersteig unterwegs sind und in Fußgängerzonen die Passanten aus dem Weg klingeln. Die über Fußgängerüberwege brettern, Autofahrende zum Anhalten und Fußgänger:innen zum Ausweichen zwingen. Jahrelang habe ich in Artikeln und Kommentaren darauf hingewiesen, dass hier etwas aus dem Ruder läuft. Gerne hat sich auch die Mainzer Politik die Förderung des Radverkehrs auf die Fahnen geschrieben. Radeln ist gut, um ein Dieselfahrverbot zu verhindern und um das Klima zu retten.

Verkehrsregeln beachten

Vergessen haben die Politiker:innen aber zu sagen (und sagen es noch immer nicht laut genug), Radler:innen sind Verkehrsteilnehmer:innen und MÜSSEN sich an die Verkehrsregeln halten. Stattdessen wurde und wird alles toleriert, was sich Radfahrende erlauben: Räder direkt vor Geschäften abstellen, an Verkehrsschildern und Ampelmasten anschließen, Räder ohne Licht und Bremsen – das sind ja alles keine neuen Phänomene. Als Journalistin habe ich Anfragen in Ausschüssen und Stadtratssitzungen zu Rate gezogen, Mainzer Politiker:innen befragt, die meinen: »Es müsste, sollte, könnte …«. Alle ducken sich weg. Schieben die Verantwortung zwischen Polizei und Verkehrsüberwachung hin und her. Dort gibt es zu wenig Personal, das zudem mit anderen Aufgaben voll ausgelastet ist.

»Wie lange wollen Sie eigentlich noch warten, bis Schlimmes passiert und wer von Ihnen übernimmt dann die Verantwortung dafür, wenn was passiert?!« Die Frage richtete Dieter Grünewald (Interessengemeinschaft Mainzer City-Carré) an Oberbürgermeister Michael Ebling, Ordnungsdezernentin Manuela Matz, Verkehrs- und Umweltdezernentin Janina Steinkrüger und den Leiter der Polizeiinspektion 1, Raphael Schäfer. Seit Monaten bemühe er sich, dass die Fußgängerzone nicht mehr von Rad-und Scooterfahrenden sowie von Lieferdiensten befahren werde, die durch ihr aggressives und rücksichtsloses Verhalten die Passanten gefährden, schreibt Grünewald. Als Radlerin und als Journalistin bin ich auf die Antwort der Angesprochenen sehr gespannt.

| SoS

 

Fahrradfahren in der Mainzer Fußgängerzone?