Mainzer Taubertsbergbad: Ein bizarres Gebilde, das aus dem Grün hervor sticht. Ist das Roboter ähnliche Ensemble etwa ein Überbleibsel der Freibadsanierung?

Der Badbetreiber, bzw. dessen Pressevertreter, winkt ab. Denn das metallene Monstrum habe mit der Fernwärme zu tun, verlautet aus der Kommunikationsabteilung der Mainzer Stadtwerke AG (MSW). Eine Pumpenanlage, die dazu diene, das heiße Wasser durch das Leitungsnetz zu pumpen, stecke in den Rohren. Die MSW sind Mehrheitsanteilseigner der Mainzer Fernwärme GmbH, die für die Verwendung der bei der Stromerzeugung in Mainzer Kraftwerken ausgekoppelten Wärme zuständig ist.

So mitten im Grün platziert, wirkt die »Roboter-Pumpe« am Mainzer Taubertsbergbad schon fast apart, zumal auf eine gewisse Entfernung die Schmierereien nicht so auffallen. Schließlich würden die demnächst von den Graffiti-Künstlern »überarbeitet«, die auch für die Verschönerung der Stromkästen im Stadtgebiet zuständig sind, verrät der MSW-Pressesprecher.

Weniger CO2

Fernwärme trägt dazu bei, dass die Wärmeerzeugung weniger CO2 verursacht. Die Mainzer Fernwärme entstand als »Abfallprodukt« der Stromproduktion im Gas- und Dampf-Kraftwerk auf der Ingelheimer Aue als Abwärme. Nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Koppelung wird Wärmeleistung ausgekoppelt, um Wasser als Leitmedium zu erhitzen und zu den Kunden zu transportieren. Zusätzlich zum GuD-Kraftwerk wurde das Mainzer Fernwärmesystem durch das Müllheizkraftwerk und drei kleinere, im Stadtgebiet verteilte Heizkraftwerke gespeist. Als klar war, dass die günstigen Konditionen der bis 2015 vereinbarten Gaslieferverträge für das GuD endgültig Geschichte sind, musste eine Alternative her. Wie kann die Wärmeproduktion in Mainz langfristig und zu akzeptablen Konditionen gesichert werden, lautete die Frage. Als Antwort wurde ein Blockheizkraftwerk (BHKW) auf der Ingelheimer Aue gebaut, das am 12. Februar 2021 in Betrieb ging und drei Wärmespeicher-Großtanks, in denen die ausgekoppelte Wärme mehrere Tage zwischengespeichert werden kann.

Beide dienen der Stabilisierung und dem Ausbau der Mainzer Fernwärmeversorgung. Das ist nötig. Nach dem Wohngebiet Mainzer Zollhafen steht ein weiteres großes Baugebiet vor dem Anschluss an das Mainzer Fernwärmenetz, das Heiligkreuz-Viertel auf dem ehemaligen IBM-Gelände. Um die etwa 2.000 neuen Wohnungen mit Fernwärme versorgen zu können wurde eigens eine neue leistungsfähige Fernwärmetrasse gebaut.

Was die »akzeptablen« Konditionen für die Verbraucher:innen betrifft, hat die Fernwärmenutzung einen Haken: eben mal das Versorgungsunternehmen wechseln, funktioniert nicht. Fernwärmeanbieter haben eine Monopolstellung, weil es in der Regel nur einen Anbieter gibt. Das ist einer der Gründe, warum Verbraucherschützer immer wieder mehr Transparenz und mehr Verbraucherrechte im Fernwärmemarkt fordern.

| SoS

 

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