In diesem Jahr war so vieles so anders, dass jedes Stückchen Normalität mit Freude zur Kenntnis genommen werden könnte. Selbst wenn es unangenehm ist.

Im Herbst fielen die Blätter – wie schön, dass nach dem trockenen Sommer nicht schon im August die Bäume ihr Laub abwarfen. Zur jahreszeitlich bedingten Normalität gehört es, dass die Blätter zu mehr oder weniger großen Haufen zusammengebläsert und dann abtransportiert werden. Die Blätter-Häufchen und Haufen liegen an unterschiedlichen Stellen in der Stadt und warten auf ihren Abtransport.

Der Haufen, den Sie auf dem Foto sehen, lag dort mindestens zwei Wochen. Genau an dieser Stelle findet sich eine Absenkung des Bürgersteigs, gerne genutzt von Radler/-innen, die vom Bahnhofsvorplatz aus über die Schottstraße in die Gärtnergasse fahren und um­gekehrt. Klar, Radeln geht auch über die breiten Bürgersteige rechts und links der Schottstraße. Aber: Erstens ist es für die dort Zufußgehenden nicht schön, wenn die Zweiräder an ihnen vorbeihuschen. Zweitens ist es nicht erlaubt (es soll Zeitgenossen und -genossinnen geben, die zweitens an die erste Stelle setzen).

Der Platz mit dem abgesenkten Bordstein wird, wenn nicht gerade das Laub dort liegt, gerne von Fahrzeugen zugeparkt, damit die Insassen mal eben schnell irgendwo hin können. Im Sommer war der Platz vor dem abgesenkten Bordstein von Tischen und Stühlen der umliegenden Gastronomiebetriebe zugestellt. Kaum hatten die abgebaut, nutzte ein E-Roller-Anbieter die Zuwegung um fünf seiner Geräte zu platzieren, als die weg waren, kam das Laub. Mülltonnen werden zur Abholung auch gerne hier abgestellt.

Klar irgendwo muss das Laub zur Abholung gelagert, die E-Roller und die Mülltonnen ja abgestellt werden. Dass es immer genau vor der einzigen Stelle passiert, an der der Bordstein abgesenkt ist – wen interessiert das schon? Solche Beispiele gibt es viele. Versuchen Sie mal abends in der Mainzer Neustadt mit Kinderwagen oder Rollator an einer Straßenkreuzung einen abgesenkten Bordstein zu finden, der NICHT zugeparkt ist. Ja, auch die Autos müssen irgendwo abgestellt werden. Wie, und vor allem wo, Mutti und Vati, Omi und Opi mit Kinderwagen oder Rollator die Straßen queren – wen interessiert das schon?

Und nun schalten wir um zu Weihnachten. Nächstenliebe, Miteinander und so. Neudeutsch: Achtsamkeit. Oder wie es in der Straßenverkehrsordnung steht: Rücksicht. Egal welchen Begriff wir verwenden, eines ist Voraussetzung: Mitdenken! Den Kopf einmal hin und her wenden, sich umschauen, was passiert um mich herum, wer ist noch so unterwegs und wie, wen beeinträchtige oder gar, wen gefährde ich gerade mit meinem Verhalten? Schwierig ist das. Zeitaufwändig gar. Immer. Nicht nur im Corona-Jahr. Trotz und alledem: Fröhliche Weihnacht überall!

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