Bis Ende 2020 soll sich die Große Langgasse in eine verkehrsberuhigte Flaniermeile verwandelt haben. Auf dem Weg dahin muss noch viel miteinander geredet werden. Offen und ehrlich!

Einer hat gehört, der und der muss demnächst sein Geschäft schließen. Ein anderer behauptet, die Sanierung der Leitungen in der Straße wäre gar nicht notwendig gewesen. Und der Nächste will sich nicht mehr zu dem Thema äußern, aus Angst, die Kundschaft bleibe ganz weg, werde die Große Langgasse nur noch »schlecht geredet«.
Reden Menschen so miteinander, entstehen Gerüchte. Keiner weiß was Genaues, aber weiter erzählt werden muss es unbedingt. Gerüchte aus der Welt zu schaffen, ist schwer. In der MANZER-Titelgeschichte zur Baustelle Große Langgasse versuchen wir es. Wir haben unterschiedliche Stimmen zusammengetragen, alle Angefragten haben geantwortet – was von den Antworten zu halten ist, kommentieren wir nicht. Machen Sie sich bitte selbst ein Bild. Apropos Bild: Der »Inselplatz« (rechts außen auf dem Foto oben) ist fertig.

Geht es um Baustellen, ist in der Vergangenheit in Sachen Kommunikation und Transparenz viel schief gelaufen. Die Sanierung der Mainzer Straße in Mombach, zum Beispiel. Da hat es lange gedauert, bis endlich ein Kümmerer in Aktion trat. Ein Vermittler zwischen den Anrainern und den Baufirmen.

Beim Großbauprojekt Große Langgasse versuchen Politik und Verwaltung von Anfang an einen anderen Weg zu gehen. Sie informieren umfangreich, die Anwohner/-innen sogar in besonderen Veranstaltungen oder in persönlichen Gesprächen. Der Baustellenkoordinator kümmert sich und der Citymanager unterstützt mit Marketingideen.
Alle Mainzer/-innen können sich ausführlich über die Medien und über die Webseite der Stadt Mainz informieren. Das machen aber nicht alle. Zum Beispiel vor einer Fahrt mit dem Auto in die Innenstadt nachzuschauen, welche Parkhäuser wie anzufahren sind (was auch nur Sinn macht, wenn die PMG-Webseite aktualisiert wird). Oder als Anrainer nachzufragen, wann der erste Bauabschnitt wirklich fertig wird. Menschen, die direkt von einer Baustelle betroffen sind, haben ein Anrecht darauf, über mögliche Verzögerungen informiert zu werden. Rechtzeitig und nicht erst, wenn die eingetreten sind. Dann können sie ihr Alltagsleben und ihren Geschäftsbetrieb darauf einstellen.
Sechs oder acht Wochen Bauverzögerungen mögen für Planer/-innen solcher Vorhaben völlig normal sein – für diejenigen, die ihre Wohnungen nicht direkt anfahren können, deren Kundschaft sich Wege durch Baugitter bahnen muss, sind selbst zwei Wochen eine verdammt lange Zeit.

Chancen, noch mehr miteinander zu reden, gibt es bis 2020 noch genug. Ecke Kleine und Große Langgasse soll sich ein römisches Mosaik im Boden befinden. Ob die Archäologen schon wissen, wie lange sie brauchen, das zu dokumentieren oder zu bergen?

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