Ewald Dietrich wird am 31.12.2018 in den Ruhestand gehen.Teilweise zumindest. Dann endet seine Zeit als Geschäftsführer des Mainzer »unterhaus«. Seine Arbeit für Kinder in Ruanda und Thailand setzt er fort.

 

Bekannt ist er. Auch wenn er nicht immer im Vordergrund steht. Wer in Mainz für das »unterhaus« zuständig ist, muss viele Menschen kennen. Vor allem, wenn sein Job die Finanzen dieser Mainzer Kleinkunst-Institution betreffen. Als Ewald Dietrich vor 15 Jahren die Geschäftsführung übernahm, lautete sein Ziel (und das der »unterhäusler« Artur Bergk, Renate Fritz-Schillo, Ce.Ef. Krüger), den Schuldenberg der Kleinkunstbühne abzutragen. Nun, kurz vor seinem 60. Geburtstag im Juli und sechs Monate, bevor Ewald Dietrich in den »unterhaus«-Ruhestand geht, stehen nicht die Finanzen im Vordergrund, sondern die Regelung seiner Nachfolge. Das »unterhaus« ist ein Baby, das er von kundigen Händen umsorgt und entwickelt wissen will. Womit wir vom »Baby« zu den Kindern wechseln. Die müssen ebenfalls umsorgt werden, sie brauchen eine gute Ausbildung, um auf eigenen Füßen stehen zu können. Es geht um Kinder, die nicht das Glück haben in deutschen Landen auf die Welt gekommen zu sein.

1990 gründete Ewald Dietrich Human Help Network (HHN). Seit 28 Jahren ackert er in seiner Freizeit für Kinder in Ruanda und in Thailand. Dort wirkt HHN mit zwei etablierten Kinderschutzprogrammen. Bildung und Ausbildung sollen vor allem denjenigen zuteilwerden, die gar nichts haben, die auf der Straße leben. »Ich werde oft vor Ort angesprochen von Menschen, die mir erzählen, dass ich vor x Jahren dafür gesorgt habe, dass sie eine Ausbildung erhalten. Und dann präsentieren sie mir stolz ihre Familie, die sie selbst ernähren.« Das sei sein »Lohn«, sagt Ewald Dietrich. Sein gesamtes Engagement für die Kinder in Ruanda und in Thailand leistet er unbezahlt. Was nur funktioniert, weil seine Familie das mitträgt. Z.B., dass im Durchschnitt 50 Tage im Jahr das gemeinsame Frühstück zuhause ausfallen muss, weil der Ehemann und Vater mal wieder in Asien und Afrika unterwegs ist.

Nachfolgeregelungen

Zurzeit ist eine Findungskommission dabei, Bewerbungen für die »unterhaus«-Geschäftsführung zu sichten. Deutschlandweit seien 700 Agenturen informiert. Brücken schlagen zwischen der Wirtschaftlichkeit und dem kulturellen Anspruch, das müsse der oder die Nachfolger/-in unbedingt können, weiß Dietrich. Das Unterhaus müsse 80% seines Jahresumsatzes erspielen, gleichzeitig aber ein anspruchsvolles Programm anbieten und unbekannten Künstlern eine Bühne bieten. Wird ihm die Arbeit fehlen? »Nö. Alles hat seine Zeit. Ich habe dann 45 Jahre gearbeitet, das reicht.« Wobei das nicht ganz stimmt. Für seine »Passion« arbeitet er weiter. Die nächsten drei Schulen in Ruanda müssen gebaut werden, in den Stiftungen und Kinderschutzprogrammen ist die neue Leitungs-Generation auf die Nachfolge vorzubereiten. Damit Ewald Dietrich auch hier irgendwann loslassen kann. Die Verantwortung, die er trägt ist immens. In Ruanda profitieren in 300 Haushalten 800 Buben und Mädchen von Dietrichs Arbeit. In Thailand sind es 200 Buben und Mädchen und er kämpft gegen Kindesmissbrauch und Kinderhandel. Außerdem gelte es Löhne und Gehälter für fast 70 Menschen in Ruanda und Thailand zu sichern.

Zu tun hat er also ab dem 1.1.2019 genug. Zurzeit trägt er für elf juristische Personen die Verantwortung für die Finanzen von Stiftungen und Vereinen, zwei gibt er ab, bleiben neun, um seinen »Ruhestand« zu gestalten. Wie er das alles, auch gesundheitlich schafft? »Ich habe gute Gene, ich lasse mich nicht unterkriegen und mein tägliches Gymnastikprogramm sorgt für eine gute Kondition.« Es ist kaum zu glauben, aber Ewald Dietrich kann auch gar nichts machen: im Urlaub. Drei Wochen am Stück. Es sei ihm gegönnt. Zum 60. Geburtstag wünscht DER MAINZER auf diesem Wege: Herzlichen Glückwunsch!

| SoS