Es ist sicherlich keine Übertreibung wenn man rückblickend feststellt, dass am 21. Januar die meisten »Rot-Weißen« – Spieler, Verantwortliche und Fans – überaus zufrieden ins Bett gingen.
Man hatte ein Wochenende erlebt, dass für den 1. FSV Mainz 05 in jeder Beziehung positiv und richtungsweisend verlaufen war und alle Stimmen, die »Chaos-Tage« vorhergesagt hatten und am liebsten die halbe Mannschaft, den Trainer und den Aufsichtsrat ausgetauscht hätten, erst einmal wieder verstummen ließ. Der Verein konnte drei wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg verbuchen – inzwischen ist jedem klar, dass es ein der Saison 2017/18 nur noch um den Klassenerhalt gehen kann – und erhielt einen neuen Vorsitzenden. Da ging es fast unter, dass sich auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung auch noch Dr. Jan Lehmann vorstellte. Er ist der neue kaufmännische Vorstand der ab 1. Februar die Führungsriege komplettieren wird.
Der Vorstand wird dann aus drei Personen bestehen. Neben dem neuen ehrenamtlich tätigen Vereinsvorsitzenden (siehe unten) sind dies Dr. Jan Lehman und der »Vorstand Sport« Rouven Schröder. Die Geschäftsführung besteht aus den vier Geschäftsführern
- Michael Kammerer (Organisation und Verwaltung)
- Dag Heydecker (Vertrieb, Marketing, CSR, Ticketing, Mitgliederservice und Fan-Betreuung)
- Tobias Sparwasser (Medien/PR) und
- Christopher Blümlein (Finanzen/Controlling)
Die satzungsmäßige Aufsicht führt der gleichnamige neunköpfige Rat um seinen Vorsitzenden Detlev Höhne.
FSV Mainz 05 – VfB Stuttgart
Zurück zum sogenannten »Sechspunktespiel« an diesem »Wochenende der Entscheidungen«. Die Ausgangslage war klar: Gewinnt der VfB in Mainz, hat er sechs Punkte Vorsprung vor dem FSV – verliert er, sind beide Teams auf gleichem Punkteniveau. Mainz erkämpfte sich schließlich ein 3:2 und der VfB musste sich von allen Gedanken über einen Platz weiter oben in der Tabelle erst einmal verabschieden. Es waren aber nicht nur die Punkte, die die Mainzer tief durchatmen ließen, sondern auch die Art und Weise, wie sie erkämpft wurden. Trotz schwer bespielbarem Boden (Regen, Schnee) entwickelte sich ein über weite Strecken überaus spannendes Spiel, bei dem sich der Verein weder durch einen frühen Rückstand noch durch einen ärgerlichen »Video-Beweis« aus der Ruhe bringen ließ. Erfreulich war auch, dass Angreifer Yoshinori Mutō (zwei Treffer) seine Torflaute beendete und dass sich der in der Winterpause von Galatasaray Istanbul übernommene Nigel de Jong schon gut in die Mannschaft integriert hat. Wenn der dann ebenfalls in der Winterpause »zurückgekehrte« Angreifer Anthony Ujah ebenfalls zündet, kann man sich in der Rückrunde dann etwas entspannen.
Interessant zu sehen ist auch, dass der wegen seiner scheinbaren »Emotionslosigkeit am Spielfeldrand« kritisierte Cheftrainer Sandro Schwarz bereits in Leipzig auf die Tribüne musste und auch im Stuttgart-Spiel manchen Disput (z.B. über den »Video-Beweis«) mit dem Schiedsrichtergespann hatte.
Die Kandidaten
»Gestern hat unsere Mannschaft das Spiel gegen Stuttgart gedreht, heute sind Sie dran!« Mit diesen Worten auf seinem Wahlflyer begrüßte Jürgen Doetz die Mitglieder bei der außerordentlichen Versammlung am nächsten Tag. Die erneute Zusammenkunft in Halle 45 war notwendig geworden, weil der erst im letzten Jahr gewählte Vorstands- und Vereinsvorsitzende Johannes Kaluza nach einem knappen halben Jahr zurückgetreten war. Es waren sechs Monate voller Peinlich- und Widersprüchlichkeiten. Die Umstände seiner Wahl, seine Auftritte in der Öffentlichkeit und im Verein, die Diskussionen zwischen den Verantwortlichen und die diversen Kommentare in der Presse hier noch einmal im Detail aufzuzählen würde seine Amtszeit unnötig aufwerten. Er kam und ging – nicht gerade lautlos – und das Aufatmen nach seinem Rücktritt war unüberhörbar.
So wurde die Wahlkommission noch einmal bemüht. Sie analysierte die bis zum 24. Dezember eingegangenen Kandidaturen und wählte schließlich eine Kandidatin und vier Kandidaten aus. Günter Neuser zog noch im »Wahlkampf« seine Kandidatur zurück. So konnten sich die Fans in den ersten Januarwochen über vier Personen informieren und ihre Entscheidung treffen. Es waren:
- der Buchhaltungsleiter Silvio Aita
- der Medienmanager Jürgen Doetz (1988 bis 2017 Vizepräsident von Mainz 05)
- die Juristin Eva-Maria Federhenn (Spielerin, Trainerin und zuletzt Leiterin der Abteilung Handball; seit 2017 Mitglied des Aufsichtsrats) und
- Stefan Hofmann (Fußball-Lehrer, Referatsleiter im Bildungsministerium und ehemaliger sportlicher Leiter im Nachwuchsleistungszentrum)
Das Duell
Allgemein ging man von einem Zweikampf zwischen Jürgen Doetz (der bei den letzten Wahlen gegen Johannes Kaluza unterlag) und Eva-Maria Federhenn, die als »Kandidatin des Aufsichtsrats« bzw. dessen Vorsitzenden Detlev Höhne gehandelt wurde, aus. Einige Quellen unterstellten ihr auch eine gewisse Nähe zu den Ultras. Stefan Hofmann wurden bestenfalls Außenseiterchancen eingeräumt.
Neben den üblichen Spitzen und Gerüchten fielen zwei Dinge in dem kurzen Wahlkampf auf: (1) Das Fußball-Fachmagazin »Kicker« schoss in seiner Ausgabe vom 18. Januar schwer gegen Detlev Höhne und Eva-Maria Federhenn. In dem Artikel »Durch die Hintertür« wird von einem »eskalierenden Machtkampf« im Verein gesprochen und unter anderem unterstellt: »Höhne feilt an Federhenns Reden und Interviews.« Die Autoren schlossen ihren Fünfspalter mit den Worten: »Es dringt durch die Hintertür, wie so vieles dieser Tage in Mainz.« Offen ließen sie, wer ihnen durch was für eine Hintertür auch immer, welche Stichworten zugesteckt hat. Ihre Stimmungsmache kam nicht überall gut an, fiel bei Einzelnen jedoch auf fruchtbaren Boden, wie sich bei dem einen oder anderen Wortbeitrag in der Mitgliederversammlung zeigte.
(2) Am Samstag schaltete eine »Interessengemeinschaft Mainz 05« eine viertelseitige Anzeige in der Allgemeinen Zeitung in der zur Wahl von Jürgen Doetz aufgerufen wurde. Die Hintermänner und -frauen dieser Initiative zogen es vor, anonym zu bleiben. Die Gruppe selbst war und ist unbekannt. Recherchen im Internet und Twitter-Rundfragen brachten kein Ergebnis.
Der lachende Dritte
Die Wahl selbst verlief relativ ruhig – sieht man von einigen Fragestellerinnen und Fragestellern ab, die sich wohl nur selbst in Szene setzen wollten. Auffällig auch hier die Angriffe auf Eva-Maria Federhenn, die oft völlig halt- und niveaulos waren.
Der erste Wahlgang brachte dann das für alle überraschende Ergebnis:
- Silvio Aita (9 Stimmen)
- Jürgen Doetz (337 Stimmen)
- Eva-Maria Federhenn (234 Stimmen)
- Stefan Hofmann (587 Stimmen)
Damit hatte Stefan Hofmann bereits im 1. Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht (584 Stimmen waren notwendig) und konnte – offensichtlich selbst noch ziemlich überrascht – die Wahl annehmen. Wie knapp das Ergebnis war zeugt sich auch daran, dass weit über 1200 stimmberechtigte Mitglieder zwischenzeitlich gezählt wurden, aber nur 1167 ihre Stimme abgegeben hatten.
Wir gratulieren dem neuen Vorsitzenden und wünschen ihm alles Gute und starke Nerven für sein Amt.
Satzungsfragen
Ein anderer Punkt ging in der Berichterstattung über die Versammlung ziemlich unter: Viele Mitglieder sind über die ehrenamtliche Tätigkeit ihres Vorsitzenden nicht glücklich, einige wollten via Antrag kurzerhand den Passus »grundsätzlich ehrenamtlich tätig« durch »grundsätzlich hauptamtlich tätig« ersetzen. Detlev Höhne konnte in der Diskussion aber klar machen, dass ein einfacher Austausch nicht sinnvoll ist, da viele andere Punkte dann ebenfalls geändert werden müssen. Die Mitglieder kamen schließlich seinem Vorschlag nach, dass die Satzungskommission auch hier tätig werden und einen entsprechenden Entwurf vorbereiten soll, der dann von den Mitgliedern zu diskutieren ist.
Die Ruhe nach dem Sturm
Es herrscht also wieder Ruhe im Verein. Der Aufsichtsratsvorsitzende hat zurzeit den Schwarzen Peter in der Hand und gilt für viele als der »Buhmann«. Damit kann er den Fokus etwas auf sich ziehen und den neuen Vorstand in Ruhe arbeiten lassen. Sicherlich wird man früher oder später wieder etwas von einem »Machtkampf« lesen können – wenn es auch noch so albern ist. Denn für einige Medienschaffende ist ein ruhiger, seine Arbeit machender Verein ein »schlechter« Verein, da er nicht – zumindest nicht ohne Nachhilfe – die notwendigen (?) negativen Schlagzeilen produziert. Wir werden uns überraschen lassen. Die Mitglieder jedenfalls haben ihre Schuldigkeit getan, jetzt ist der neue Vorstand am Zug. Viel Erfolg dabei!
| MDL
Hundegassigänger und andere, die regelmäßig ihre Wege um das »alte« Stadion der Nullfünfer herum gehen, stehen immer wieder staunend am Zaun: Kein Fußballer, niemand zu sehen, aber der Rasen ist hell erleuchtet. Besonders deutlich zu sehen in den Abend- und Nachtstunden, aber auch morgens – wie auf dem Foto unten. Haben die Nullfünfer zu viel Geld, dass sie sinnlos Strom vergeuden? Oder muss der Verein den überschüssigen Strom loswerden, den die Solaranlage auf dem Dach des Stadions produziert? Spekulationen, Gerüchte, am Zaun des Bruchweg-Stadions entlang verbreitet, die eine Nachfrage beim Pressesprecher der Nullfünfer rechtfertigen: Warum wird im menschenleeren Bruchwegstadion der Rasen beleuchtet, Herr Sparwasser? Bei der Beleuchtung, schreibt Tobias Sparwasser, handele es sich um Wärmelampen. Die von den Vereinen eingesetzt würden, um dem Rasen in den Wintermonaten Wachstum zu ermöglichen. Zwei solcher Lampenbrücken seien seit zwei Jahren im Bruchwegstadion im Einsatz – deren Nebeneffekt ist das hell erleuchtete Stadion mit menschenleeren Rängen und Spielfeld, nachts ein durchaus beeindruckend-bizarres Bild. Auch in der Opel-Arena sollen zwei Lampenbrücken den Rasen zum Wachsen anregen. Diese »Rasenbeleuchtung« sei bei den meisten Clubs mittlerweile gängige Praxis, um ein regelmäßiges und kostspieliges Austauschen der sehr beanspruchten Rasenflächen zu verhindern. Allerdings, stellt der Nullfünf-Pressesprecher klar, kann die »Rasenbeleuchtung« die Rasenheizung nicht ersetzen. Die ist aufgrund der Richtlinien der DFL verpflichtend, hält die Bodentemperatur konstant über dem Nullpunkt und verhindert so das Gefrieren der Rasenfläche. Zum Wachstum des Rasens trägt sie jedoch nichts bei. SoS