Vor 50 Jahren, genauer gesagt am 31. Mai 1967, hat der Mainzer Stadtrat (bei 13 Gegenstimmen der CDU) nach dreistündiger Diskussion entschieden, ein neues Rathaus am Rhein zu bauen. Zu diesem Standort (Halleplatz) gab es noch eine Alternative, am Brand. Damit machte sich die Stadt auf den Weg nach 500 Jahren wieder ein Rathaus zu bauen. In einem Wettbewerb erhielt der Kopenhagener Architekt Arne Jacobsen den ersten mit 30.000 DM dotierten Preis. Damit jetzt auch noch bekannt ist, wer das in der Jury »verzapft« hat: Jockel Fuchs, Paul Distelhut (SPD), Fritz Grebner (CDU) und Dr. Günter Storch (FDP).
Die Reaktion der Bürgerschaft auf die später realisierte Architektur war gespalten. Das führte so weit, dass die CDU »ein gewisses Unbehagen« verspürte und 14 Monate nach der Ratsentscheidung sowohl den Standort als auch das Jury-Ergebnis infrage stellte. Am 11. Juli 1968 entschieden sich dann doch 42 Stadträte nach hitziger Diskussion, die Architekten Jacobsen und Weitling zu beauftragen.
In einem weiteren Beschluss am 18. Dezember 1969 beauftragte der Rat, gegen die Stimmen der CDU, die Verwaltung das Rathaus, das Parkdeck und die Brücke zum Brand in Angriff zu nehmen. Die Bausumme war mit 44.848 719,00 DM beziffert worden. Letztendlich kostete der Rathauskomplex circa 80 Millionen DM.
Nun soll, nein, muss saniert werden. Am 29. November soll im Rat der Grundsatzbeschluss gefasst werden. Zu diesem wird es bestimmt kommen. Ich sage voraus, dass die CDU den gleichen Weg wie vor 50 Jahren gehen wird. Sie wird »mit gewissem Unbehagen« der Sanierung zustimmen, um dann spätestens zu den Kommunal- oder Oberbürgermeisterwahlen wieder eine Rolle rückwärts zu machen. Denn es ist wie immer bei großen Bauvorhaben. Jeder will Jahre im Voraus genau die Kosten festgelegt haben (damals 1969 bis auf die D-Mark genau) um sich dann viele Jahre später über Kostensteigerungen aufzuregen. 2012 wurde ein Kostenrahmen von 50 Millionen Euro festgelegt, 2017 wird der bestimmt nochmals bestätigt und dieser soll auch noch 2020 gelten wenn die Arbeiten beginnen und 2022, nach zehn Jahren, Punktgenau erreicht werden.
Vielleicht sollte unser Oberbürgermeister Michael Ebling sich aus dem Stadtarchiv das Buch von Jockel Fuchs »Mainzer Zeiten schöne Zeiten« bringen lassen, da ist nachzulesen, wie man Kostensteigerungen politisch überlebt…
| Mogunzius