Weingeschichte(N)

Finden Sie Grauburgunder auch »teuflisch gut«? Dann kommen Sie seiner Entwicklungsgeschichte schon ziemlich nahe. Denn die offizielle Bezeichnung dieser immer beliebter werdenden Rebe, deren Produkte man in Italien als Pinot grigio und in Frankreich als Pinot gris schlürft, lautet nämlich Ruländer. Sie ist eine typische Europäerin, die wohl aus Burgund oder der Champagne nach Deutschland kam, im 14. Jahrhundert zum Plattensee nach Ungarn gebracht wurde und dann wieder zurück in den Elsass und an den Kaiserstuhl reiste. Auf dem Weg dorthin blieb ein Ableger in Speyer zurück. Hier fand sie der deutsche Apotheker Johann Seger Ruland an zwei Weinstöcken in einem von ihm erworbenen wilden Garten und kelterte sie interessenhalber.

Der lieblich-süße Geschmack begeisterte ihn – und rief der Legende nach den Gerlinger Winzer Jakob Weidle auf den Plan: einen brutalen Ex-Soldaten, der – Faust lässt grüßen – mit dem Teufel im Bunde stand. Mit Hilfe des satanischen Zaubervogels Zilpzalp, der in dem Bart des Winzers lebte, gelang es ihm, Rulands Trauben zu stehlen und selbst durch die neue Rebe ein reicher Mann zu werden.

In Wirklichkeit war es allerdings der Namensgeber Ruland selbst, der den »Ruländer« geschickt vermarkten und ihn als »Speyerer« oder einfach »Vinum bonum« (Guter Wein) in ganz Deutschland vertreiben konnte.

 

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