Die andauernde Trockenheit, nun schon den dritten Sommer in Folge, fordert ihre Opfer. Darunter sind unsere Bäume. Auch Privatbesitzer müssen für die Verkehrssicherheit ihrer Bäume sorgen.

140 Ahorn-Bäume mussten im Mainzer Zitadellengraben aufgrund der Rußrindenkrankheit im Frühjahr gefällt werden. Im Stadtteil HaMü mussten bereits 51 Bäume gefällt werden, weil sie »abgestorben« waren. Insgesamt wurden in Mainz 280 erfasste Einzelbäume im ersten Halbjahr 2020 gefällt, antwortet die Mainzer Pressestelle auf eine MAINZER-Anfrage. Zurückzuführen sei das Absterben der Gehölze auf die niederschlagsarmen Jahre 2018 und 2019, was die Bäume massiv stresse und sie anfällig für Parasiten sowie den Ahornrußrinden-Pilz mache.

Wegen sicherheitsgefährdender Baumschäden, wie bspw. Holzfäule oder Kronenbrüche, seien weitere Fällungen notwendig gewesen. Spürbar erhöht habe sich zudem der Pflegeaufwand zur Erhaltung der Verkehrssicherheit der Bäume in den letzten Jahren. Und die detailliertere Baumerfassung in Grünanlagen führe zu genaueren Angaben über die zu fällenden Bäume. Die Frage, warum nicht alle Bäume im Stadtgebiet regelmäßig bewässert werden, beantwortet die Pressestelle mit dem Verweis auf fehlende technische, personelle und finanzielle Kapazitäten.

Gefahr für Dritte?

Die Pflege der Stadtbäume kostet Geld. Im Haushaltsjahr 2020 stehen dafür 435.000 € zur Verfügung – die nicht ausreichen. Anfang August bewilligte das Mainzer Ferienparlament weitere 278.000 Euro für Erhaltungsmaßnahmen und Nachpflanzungen aufgrund von Baumfällungen.
Auch private Eigentümer müssen für die »Verkehrssicherheit« ihrer Bäume sorgen, es darf keine Gefahr für Dritte von ihnen ausgehen. Allerdings, so Karsten Stoepel, besteht keine gesetzliche Vorgabe für die Baumkontrolle durch Fachleute.

Der Inhaber von »KS Baumpflege« in Bretzenheim weist jedoch darauf hin, dass Wurzelschäden, Stammfäule oder die Rußrindenkrankheit von Laien kaum rechtzeitig erkannt würden. »Wenn wir hinzugezogen werden, nehmen wir zuerst eine visuelle Baumkontrolle vor, erfassen die Grunddaten des Baumes, prüfen die Sicherheitsanforderungen – ob der Baum an einer Straße oder an einem Kinderspielplatz steht, zum Beispiel, und wägen das Gefährdungsrisiko ab – es ist eine Art TÜV für die Bäume, als Grundlage für eventuell weitere Maßnahmen.« Die drehen sich hauptsächlich um die Pflege und die Erhaltung des Baumes, sowie deren Dokumentation – die wiede­rum im Schadensfall belegt, ob alles Erforderliche gemacht wur­de, um Schäden an Dritten zu verhindern. Immer mehr Baum-Eigner würden diese Dienstleistung in Anspruch nehmen, sagt Stoepel und führt es u.a. auf die häufigeren Sturmereignisse, die drastisch die Schäden von herabfallenden Ästen oder gar umstürzenden Bäumen vor Augen führten, zurück.

Stress für Bäume

Klimawandel und anhaltende Trockenheit, vor allem aber die Verdichtung des Bodens setzten die Bäume immer mehr unter Stress. »Wir werden auf Dauer keine heimischen Bäume mehr anpflanzen können, sie kommen mit den geänderten klimatischen Bedingungen einfach nicht mehr zurecht.« Extrem gefährdet sind die Ahorn-Arten durch die Rußrindenkrankheit, die Platane, eine der häufigsten Baumarten, die in Mainz ganze Straßenzüge (Rheinallee, Kaiserstraße, Hindenburgstraße) beschatten, kämpft gegen Massaria – ein Schlauchpilz, der den Baum von der Krone abwärts befällt. Die schnelle Holzzersetzung kann innerhalb weniger Monate zu einem Sprödbruch führen.

Die Bewässerung auch alter Bäume, so Stoepel, könne helfen, die Bestände zu erhalten. Allerdings fehle es an Ausrüstung und Personal. Allein bei der Bewässerung von Jungbäumen komme man kaum nach. Vor 20 Jahren, als Stoepel sein Unternehmen gründete, hätten Jungbäume zehn, höchstens 15 Mal im Jahr bewässert werden müssen. »Heute bewässern wir zweimal die Woche – und das ist noch zu wenig.«

| SoS

 

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