Es könnte so schön sein für Radfahrende in der Gärtnergasse, und so sicher. Eine gute Alternative zur Bahnhofsstraße. So war es auch gedacht.

Damit die Zufußgehenden auf den Boulevards in der Bahnhofsstraße nicht durch die Radelnden bedrängt werden, sollen die Zweiradfahrer/-innen freiwillig in die Gärtnergasse ausweichen. Dafür wurden auf dieser zentralen Achse von Hauptbahnhof und Kaiserstraße in Richtung Große Bleiche und Große Langgasse die Parkplätze in Schutzstreifen für Radfahrende umgewandelt. Eine super Idee! Der Verkehrsraum ist so für Radelnde übersichtlicher und sicherer.

Leider haben die Verkehrsplaner/-innen die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Wirt, bzw. die Wirte, sind in diesem Falle Lieferdienste. Hauptsächlich. Es handelt sich auch um Kundschaft der in der Gärtnergasse beheimateten Geschäfte, die »nur kurz« auf den Radfahrstreifen halten, um einzukaufen oder sich ihr Essen abzuholen.

Irgendwie vorbei

So entstehen Situationen wie auf dem Bild zu sehen: Die Radelnden müssen irgendwie an den parkenden Fahrzeugen vorbei, ohne erkennen zu können, ob da gleich eine Tür aufgeht oder ob der Fahrer plötzlich hinter dem Fahrzeug herumkommt, um in selbiges einzusteigen. In solchen Situationen gehen bei Radfahrenden alle Alarmglocken an. Kommt dann von hinten noch ein Fahrzeug, ist eine blitzschnelle Entscheidung zu treffen. Bremsen, stehenbleiben und warten, bis das Auto überholt hat? Sich zwischen parkendem und fahrendem Fahrzeug durch­manövrie­ren?

Ausbaden müssen die Radelnden, dass vorab nicht um einen Ausgleich von Interessen gerungen wurde. Die Menschen, die hier Geschäfte haben oder wohnen, scheinen kaum Verständnis dafür zu haben, dass sie zugunsten des Radverkehrs auf Parkplätze und Ladezonen vor der Haustür verzichten müssen. Um Verständnis muss geworben werden. Das dauert meistens lange und ist mühselig. In der Regel kommt dann aber das Ergebnis besser an oder wird – wenigstens – zähneknirschend akzeptiert. Es geht hier, wie im gesamten Mainzer Verkehrsraum, um ein gleichberechtigtes Miteinander im Verkehrsgeschehen. Die Radelnden hatten jahrelang das Nachsehen – und haben es auf den meisten Strecken immer noch.

Dennoch behaupten Autofahrende mittlerweile, die Radfahrenden würden einseitig begünstigt – weil der motorisierte Individualverkehr nicht mehr ausschließlich im Mittelpunkt der Verkehrsplanung steht. Die schiere Menge an Radelnden erzeugt halt politischen Handlungsdruck. Nur nutzt es den Radelnden auf Dauer wenig, wenn Autofahrer/-innen vor den Kopf gestoßen wird. Die »rächen« sich durchaus mit Überholen ohne Abstand. Da die Mitarbeitenden der Verkehrsüberwachung nicht rundum die Uhr die Lieferfahrzeuge von den Radstreifen und die PKWs aus den Ladezonen vertreiben können, müssen die Radelnden auch in diesem Falle selbst sehen, wie sie klar kommen.

| SoS

 

Bauhofstraße: Schreck lass nach