Die meisten werden den Begriff »30« kennen und wissen, es handelt sich dabei um einen Weg, den Fußgänger nutzen, um schneller an ihr Ziel zu gelangen.

In der Regel ist der Trampelpfad eine Abkürzung und in urbanen Grünflächen ist er selten erwünscht. Auf dem Hartenberg, oberhalb des Fort Hauptstein (ja, schon wieder dort), gab es zwei Trampelpfade. Sie verliefen jeweils quer über ein Stück Wiese. Der eine vom Fort Hauptstein kommend, der andere vom Ärzte-Zentrum kommend.

Eines schönen morgens, es ist etwa sechs Wochen her, waren beide Trampelpfade weg. Eingeebnet. Heißt, die Wiese auf beiden Seiten des offiziellen Weges (zwischen der »Zukunftsallee«) war großflächig umgepflügt worden, ein breiter Streifen Erde, wie mit dem Lineal gezogen, unterbrach das Wiesengrün.

Abends waren beide Trampelpfade wieder da. Falls jemand gedacht haben sollte, mit dieser Aktion die Menschen davon abzuhalten, quer über die eine und andere Wiese zu laufen und zu fahren (mit dem Rad), der hatte vergessen, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. So »trampelten« sich die Menschen ihren Pfad exakt an der Stelle in die Erde, wo zuvor der Wiesentrampelpfad war.

Wieder ein paar Tage später waren die Trampelpfade morgens erneut eingeebnet. Abends waren sie wieder da. Dann änderte sich eine Weile nichts. Wobei zu erwähnen ist, dass es nicht regnete, die Erde wirkte schön krümelig, also leicht begehbar. Ein bisschen staubig höchstens könnten die Schuhe der »Trampler« geworden sein. Dann, es war der Freitag nach Christi Himmelfahrt, stand morgens auf beiden Seiten vor der kahlen, braunen Fläche ein Schild: »Wiesenbiotop schützen«. Aha, dachte sich die Autorin, die normale Wiese, die seit Jahren von vielen Menschen und Hunden genutzt wird, einfach so, die sollte zumindest zum Teil in eine Wiese umgewandelt werden, in der Insekten leichter Futter finden. Ein Unterfangen, das vielleicht von vielen Menschen wohlwollend begleitet worden wäre. Menschen, die aus Einsicht (oder aus Liebe zu Insekten) in die Brache keinen Pfad getrampelt hätten – wenn sie gewusst hätten, zu welchem Zweck die breiten Streifen in die Wiese gepflügt wurden. Leider gab es vorab keine Infos. Es ist manchmal schon erstaunlich, wie viel Gutes uns die Stadt angedeihen lässt, ohne es zu erklären. Ein Wiesenbiotop bedeutet übrigens (laut Webseite der Stadt Mainz), dass Wiesenareale nicht so häufig und wenn, dann später gemäht werden. Das passiert absichtlich, um das Aussamen der Pflanzen abzuwarten. Dadurch sollen sich die Wiesenstandorte artenreicher und vielfältiger entwickeln und den Naturhaushalt des Stadtraumes bereichern. Bislang sind die beiden Wiesenbiotope auf dem Hartenberg zu kahl, um sie zu mähen. Und auf den beiden Trampelpfaden wächst sowieso nichts.

| SOS