Vielfältige Bildungserfahrungen sollen die Kinder machen, ihre  Talente, Interessen und Kompetenzen selbstbestimmt entfalten und weiterentwickeln: Mit diesen Zielen startet Wildwuchs e.V. die Gründung einer freien Schule.

Es steckt viel ehrenamtliche Arbeit in dem Schulprojekt, dem sich Dr. Désirée Bender  (Foto l.) und Dr. Constanze Frank-Oster ((Foto r.) seit Sommer 2018 widmen. »Wir wollen etwas gründen, was gut ist für die Gesellschaft und was natürlich auch unseren eigenen Kindern zugutekommt«, sagen die beiden Vorstandsmitglieder von Wildwuchs e.V. Der Wiesbadener Verein für artgerechtes Lernen ist mit der Planung einer freien Schule in Hochheim schon weit fortgeschritten. Zum Beginn des Schuljahres 2021/2022 sollen die ersten 30 Kinder in ihren Schulalltag starten können. Auch Kinder aus Mainz und Rheinhessen seien herzlich willkommen, so die beiden Schulgründerinnen und verweisen auf einen digitalen Infoabend, den sie am 5. Juni um 18 Uhr organisieren um ihr Schulkonzept ausführlich zu erläutern (bitte anmelden, siehe unten).

Würdevoller Umgang miteinander

Mit der vermutlich irritierenden Bezeichnung »artgerechtes Lernen« knüpfen die Schulgründerinnen an das Projekt der Buchautorin und Bloggerin Nicola Schmidt an.

In Hochheim erwartet die Schulkinder ein Konzept, in dem das individuelle Lernen im Mittelpunkt steht. »Nicht alle Kinder müssen zur gleichen Zeit das Gleiche lernen«, sagt Constanze Frank-Oster. Tempo und Inhalt des Lernens würden den Kindern übergeben, so die Gymnasiallehrerin. Ein würdevoller Umgang miteinander beinhalte die Bedürfnisse der Kinder ernst zu nehmen, auf sie einzugehen, auch ihrem Bewegungsdrang nachzugeben: wenn sie raus wollen, sollen sie raus gehen können. Der Verein hat dafür eine große Wiese, die dem künftigen Schulhaus in Hochheim gegenüber liegt, gepachtet. Auch der naheliegende öffentliche Bolzplatz kann von den Schulkindern mitbenutzt werden.

Zwei ausgebildete Lehrkräfte sollen die Grundschulkinder unterrichten und betreuen, nach Bedarf könne eine dritte Fachkraft hinzugezogen werden, so Bender und Frank-Oster. »Unser Fokus liegt auf den sozialen Beziehungen«, erklärt Désirée Bender. Die Erziehungswissenschaftlerin und Soziologin verweist auf Empfehlungen des dänischen Familientherapeuten Jesper Juul und auf die Arbeiten Gerald Hüthers, einem der populärsten Gehirnforscher Deutschlands. Letzterer gehe davon aus, dass jedes Kind hochbegabt ist und dies auch sichtbar werde, wenn in der Schule Bedingungen geschaffen würden, um die vielfältigen Weisen zu lernen auch anzuerkennen.

Zum Schulkonzept gehört es auch, anstelle herkömmlicher Bewertungen in Noten, die Lernfortschritte verbal, in Worten zu dokumentieren. »Wir sind aber darauf eingestellt, zum Ende der Grundschulzeit, diese Bewertung in Noten zu überführen, wenn dies von der weiterführenden Schule gewünscht wird«; so Frank-Oster. Wobei, ergänzt Bender, der Verein die Gründung einer eigenen Sekundarstufe in Angriff nehmen wolle, sobald die Grundschule an den Start gegangen sei.

Engagement der Eltern erwünscht

Für die Finanzierung der freien Schule in Hochheim kann der Verein längerfristig auf die Förderung durch das Land Hessen bauen, mit der allerdings nicht alle Kosten zu decken sind. Im Finanzplan ist deshalb bislang ein Elternbeitrag von 380 Euro pro Kind und Monat geplant, der einkommensabhängig gestaffelt werden soll, um auch Kindern finanziell weniger gut gestellter Familien die Aufnahme zu ermöglichen. Wie in freien Schulen üblich, sollen sich die Eltern auch persönlich einbringen. »Wir wünschen uns, dass die Eltern sich ihren Fähigkeiten entsprechend einbringen«, sagt Frank-Oster. Sie bezieht sich dabei auf die fachlich-beruflichen Kenntnisse. Das könnte heißen, dass der Arzt den Kindern erklärt, wie der menschliche Körper Nahrung verdaut und verarbeitet und die Schreinerin mit den Kindern zusammen einen Tisch baut.

| SoS

5.6.20, 18 Uhr, digitaler Infoabend über Zoom,
Anmeldung: info@wildwuchs-wiesbaden.de
www.wildwuchs-wiesbaden.de