Soll Mainz sauber bleiben oder sauberer werden – das ist Ansichtssache. Unstrittig ist, dass die Müllentsorgung im öffentlichen Raum aufwändig und teuer ist,  von allen in Mainz lebenden Menschen bezahlt werden muss – aber nicht aus dem Mainzer Etat.

DER MAINZER hatte das Thema Abfall/Müll im öffentlichen Raum in den letzten Monaten immer wieder und unter verschiedenen Fragestellungen aufgegriffen. Zuletzt wollten wir von August Moderer, Vorsitzender des Mainzer Tourismusfonds e.V. und in Personalunion Geschäftsführer der hundertprozentigen Stadttochter Mainzplus Citymarketing GmbH wissen, warum der Tourismusfonds nicht dazu beitrage, dass die Touristen in Mainz ein sauberes Stadtbild vorfinden. Moderer stellte klar, dass dies Aufgabe „der Stadt“ sei.
„Die Stadt“, hier der Entsorgungsbetrieb, für den Katrin Eder als Umweltdezernentin mitverantwortlich ist, antwortete via Mainzer Pressestelle auf MAINZER-Fragen so ausführlich, dass wir in der gedruckten Ausgabe nicht alles wiedergeben konnten. Allerdings enthält der Abriss über die Sauberhaltung der Mainzer Innenstadt von 2001 bis heute interessante Details.

Frage DER MAINZER: Warum werden in der Mainzer Innenstadt und überall dort, wo sich viele Menschen aufhalten keine großen kombinierten Abfall-/Aschebehälter angebracht?

Antwort „Die Stadt“: Im Zuge der Neukonzeption der Straßenreinigung in der Stadt Mainz im Jahr 2001, bei der die bis dahin praktizierte sechsmalige Reinigung auf eine dreizehnmalige Reinigung pro Woche in der Innenstadt umgestellt wurde, erfolgte seinerzeit zugleich eine Verdoppelung des Papierkorbvolumens in der Innenstadt. Die bis dahin verwendeten 30 l-Papierkörbe wurden gegen ein neues 50 l fassendes Modell, das aus Edelstahl besteht und damit langlebiger und pflegeleichter ist, ausgetauscht. Gleichzeitig wurde die Anzahl der Papierkörbe von 400 auf ca. 500 Stück erhöht.
Die innerstädtischen Papierkörbe werden seitdem drei- bis viermal pro Tag (montags-samstags) entleert – jeweils einmal von der in der Innenstadt eingesetzten Früh- und der Spätschicht sowie zusätzlich von den seit 1998 eingesetzten sogenannten Froschmobilen: E-Fahrzeuge, die der Stadt von der Firma Werner & Mertz (daher Froschmobile genannt) als Beitrag für die Stadtsauberkeit zur Verfügung gestellt wurden, und die mittlerweile in der 2. Generation speziell in der Innenstadt für zusätzliche Papierkorbleerungen und für punktuelle Reinigungen wie am Fort Malakoff-Platz eingesetzt werden.
Mit Fertigstellung der Citymeile im Jahre 2005 rüstete der Entsorgungsbetrieb insgesamt 90 Papierkörbe nachträglich mit Aschenbechern aus, die aber im Laufe der Jahre durch das häufige Leeren und die damit verbundene Beanspruchung Schaden genommen und weggefallen sind.

Bitte ausdrücken!

Antwort „Die Stadt“: Grundsätzlich steht dennoch jeder aufgestellte Papierkorb für die Aufnahme von Zigarettenkippen zur Verfügung, wenn die glühende Zigarette auf dem Boden oder an der Aufhängung des Papierkorbes vorher ausgedrückt wurde, so dass keine Brandgefahr im Inneren des Papierkorbes besteht.
Im Zuge des Ausbaus von Bahnhofvorplatz und der Bahnhofstraße kam ein neues Papierkorbmodell aus Edelstahl mit Einwurföffnung für Abfälle und gleichzeitig integriertem Aschenbecher zum Einsatz. Dieses neue, aus Edelstahl hergestellte Modell „Abfallhai“ wird mit einer Aufnahme ab 70 l bis 220 l angeboten und nun sukzessive auf Plätzen wie Fort Malakoff, Gutenbergplatz, Neubrunnenplatz (für 2020 vorgesehen) oder im Zuge von Neubaumaßnahmen wie der Bereich Große Langgasse eingesetzt.
Von den mittlerweile ca. 600 Papierkörben in der Altstadt sind 120 Papierkörbe mit Aschenbechern ausgestattet.
Konkret vorbereitet wird derzeit, die restlichen ca. 500 Papierkörbe mit einem vom Material und Design passenden Aschenbechermodell nachzurüsten und so ein zielgerichtetes Angebot für die Raucher bereitzustellen.

Kein Platz für Passantenmüll

Antwort „Die Stadt“: Öffentliche Papierkörbe haben die Funktion, anfallende kleinteilige Abfälle, die beim Verzehr von Speisen und Getränken beim Aufenthalt in der Stadt entstehen oder die man aus hygienischen Gründen (z.B. benutzte Papiertaschentücher) an Ort und Stelle los werden will, aufzunehmen.
Nicht gedacht sind die öffentlichen Papierkörbe für die kostenfreie Entsorgung von Hausmüll oder gewerblichen Abfällen, was leider häufig festzustellen ist.
Dadurch werden die Papierkörbe sehr schnell voll und stehen für den eigentlichen „Passantenmüll“ nicht mehr ausreichend zur Verfügung. Auch für die Abfallaufnahme bei Veranstaltungen und Events wie z.B. das Markfrühstück, Johannisfest, Fastnacht etc. reicht das Volumen der Papierkörbe bei weitem nicht aus.
Hier müssen gezielt größere Abfallbehältnisse vom Veranstalter in Verbindung mit dem Entsorgungsbetreib vorgesehen werden, um dem temporär höheren Abfallaufkommen gerecht zu werden – dies geschieht auch (z.B. beim Marktfrühstück durch die „Mainzer Winzer“/Stadt Mainz).

Frage DER MAINZER: Fehlt der Stadt Geld, um größere Abfallbehälter anzuschaffen?

Antwort „Die Stadt“: Die Finanzierung der Straßenreinigung durch den Entsorgungsbetrieb erfolgt auf der Grundlage des Landesstraßengesetzes und des Kommunalabgabengesetzes über Gebühren, die entsprechend der Reinigungshäufigkeit einer Straße von den an die Straße angrenzenden Grundstückseigentümern erhoben werden. Je nach Klassifizierung der Straße trägt die Stadt einen Anteil der Kosten, der z.B. in der Innenstadt 50% beträgt.
Die Anschaffungskosten der Papierkörbe und deren regelmäßige Entleerung werden über Straßenreinigungsgebühren gedeckt und nicht aus dem Stadthaushalt. Während das bisher in der Innenstadt eingesetzte Papierkorbmodell rund 500,-€ pro Stück kostete, müssen für die neuen „Abfallhaie“ rund 1.200,-€ pro Stück angesetzt werden. Auch aus diesem Grund heraus erfolgt ein sukzessiver Ersatz des bisherigen Modells zunächst auf stark frequentierten öffentlichen Plätzen und im Zuge der innerstädtischen Baumaßnahmen durch größere „Abfallhaie“.

Frage DER MAINZER: Aktionen wie der Dreckweg-Tag oder Rhine Cleanup sollen Menschen dazu animieren, weniger Abfall in die Landschaft zu werfen. Erreichen Sie mit solchen Aktionen diejenigen, die ihren Müll einfach fallen lassen?

Antwort „Die Stadt“: Aktionen wie der Dreckweg-Tag, der in diesem Jahr bereits zum 20. Mal stattfindet, und der Aktionstag „Rhine Cleanup“ verfolgen grundsätzlich zwei Ziele:

  1. Bereiche, die nicht von der regelmäßigen Reinigung durch den Entsorgungsbetrieb betreut werden, werden im Rahmen der Aktionstage durch die Vielzahl der Teilnehmer gesäubert und das Stadtbild damit spürbar verbessert.
  2. Die Zahl der teilnehmenden Mainzerinnen und Mainzer ist über die Jahre konstant hoch und hat leicht zugenommen. Hierbei stellen wir fest, dass der Anteil der Kinder und Jugendlichen deutlich angestiegen ist und vor allem während der dem Dreckweg-Tag vorgeschalteten „Junior-Dreckweg-Woche“ sind mittlerweile mehr als 2.000 Schülerinnen und Schüler, ja teilweise sogar Kindergärten unterwegs, um sich für die Säuberung ihres Schul-oder Kindergartenumfeldes zu engagieren. Diesen pädagogischen erzieherischen Ansatz halten wir nach wie vor für sehr wichtig im Hinblick auf das Verhalten beim Aufenthalt in der Stadt und dem Umgang mit Müll.

In die gleiche Richtung zielt auch das neue Umweltbildungszentrum der Stadt Mainz, das vornehmlich Schulklassen in zwei Erlebniswelten wichtige Themen zur Abfallwirtschaft und Abfallvermeidung vermittelt. Von daher sollen die Aktionen wie Dreckweg-Tag und Rhine Cleanup fortgesetzt werden.

Frage DER MAINZER: Halten Sie den „erzieherischen Charakter“ des Verwarnungsgeldkataloges für ausreichend, um Menschen dazu anzuhalten, ihren Müll in den vorhandenen Behältern zu entsorgen?

Antwort „Die Stadt“: Verwarngelder standen nach politischer Diskussion der Problematik im Stadtrat bisher in Mainz nicht im Vordergrund im Vorgehen gegen sog. „Litterer“, also jenen Menschen, die ihre Abfälle im öffentlichen Verkehrsraum oder der Landschaft entsorgen.
Dennoch wurde der Verwarnungsgeldkatalog unlängst überarbeitet und wird von den Ordnungskräften, die teilweise in ziviler Kleidung unterwegs sind, angewendet, vor allem bei den „Unbelehrbaren“ und „Uneinsichtigen“, die Zigarettenkippen einfach auf der Straße entsorgen, Kaugummis ausspucken oder Einwegbecher und Einwegflaschen im öffentlichen Raum stehen lassen. Sicherlich haben diese Verwarnungsgelder ähnlich wie Bußgelder für falsches Parken oder zu schnelles Fahren ihre Wirkung und sollten daher als weiteres Instrument gegen Müllsünder eingesetzt werden.

SoS

Der Mainzer Entsorgungsbetrieb informiert zu allen Abfall-Fragen
Was hat der Mainzer Tourismusfonds e.V. mit dem Mainzer Müll zu tun?