Zusammenhängende Radwege, die sicher durch die Innenstadt, bis in die Stadtteile und von dort in die Gemeinden im Landkreis Mainz-Bingen führen: Das Mainzer Rad Netz soll es richten.

Immer mehr Menschen nutzen auch in Mainz Fahrrad und ÖPNV für tägliche Wege, so die Ergebnisse der Mobilitätsbefragung 2023. Mit 64 % Verkehrswegeanteil werden knapp zwei Drittel der Mobilität mit den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes (öffentlicher Verkehr, Radverkehr, Zufußgehen) bestritten, 36 % mit dem MIV (motorisierter Individualverkehr: Kfz als Selbst- und Mitfahrer, Motorrad und Mofa). Vom Umweltverbundanteil entfallen 26 % auf den Radverkehr, 19 % auf den Fußverkehr und 19 % auf den ÖPNV. Unterschiedliche Zuständigkeiten für die Ausweisung von Radwegen zwischen Stadt Mainz und Kreis Mainz-Bingen, verschiedene Fördertöpfe aus Bundes- und Landesmitteln und die fest zementierte Aufteilung des Straßenraums machen die Koordination und Durchsetzung von Maßnahmen nicht einfach. Doch Stück für Stück kommt Mainz dem Ziel, ein zusammenhängendes Rad Netz zu schaffen, näher.

Ein Meilenstein in diesem Prozess war der »Mapathon Mainz«. Über 120 Radfahrer:innen aus Mainz, dem Mainzer Radfahrforum und allen zugehörigen Vereinen konzipierten in sechsmonatiger ehrenamtlicher Arbeit ein Radverbindungsnetz für die Stadt Mainz und stellten es im Mai 2021 der Verkehrsverwaltung zur Verfügung. Im Juni 2022 beschloss der Stadtrat, das »Rad Netz Mainz« unter Einbindung des Bypad-Verfahrens und der Beteiligung von Bürger:innen sowie Interessenverbänden zu entwickeln.

Mehr Verkehr auf dem Rad

Im Februar 2024 wurden dann Planungsschritte für die Erarbeitung des »Rad Netz Mainz« vorgestellt. Schwerpunkte sollen die Führung des Radverkehrs an den Knotenpunkten sowie das Fahrradparken, die Wegweisung und die Verknüpfungen zum ÖPNV sein.

Moderieren werden den Erarbeitungsprozess die dänische Ingenieur-, Architektur- und Managementberatung Ramboll (Kopenhagen) und der niederländische Mobilitätsplaner Mobycon (Delft). Kopenhagen und die Niederlande gelten als Vorbilder geht es um »integrierte Entwicklungen von Infrastrukturmaßnahmen« und über das Zusammendenken von Stadtentwicklung und Verkehr, Grundlagen für ein Rad Netz, wie Ramboll-Projektleiter Torsten Perner erklärte. Ein Rad Netz müsse »ohne große Wegweisungen, selbsterklärend und intuitiv funktionieren«. Es gehe darum den Raum »umzuverteilen«, was in der Summe dazu führe, dass mehr Verkehr stattfinde – allerdings nicht mehr überwiegend im Auto, denn: »Auf einer Radspur gibt es dreimal so viel Verkehr wie auf einer Autospur, weil sich dort gleichzeitig viel mehr Menschen bewegen können.«

Viel Überzeugungsarbeit

In Mainz sei es an vielen Stellen unklar, wo Radelnde fahren dürfen oder müssen. Es brauche eine einheitliche und klare Infrastruktur, die keine Fragen offen lasse, meinte Perner. In Umfragen seien überdies bauliche Trennungen zwischen Radweg und Straße, z.B. mit Blumenkübeln als die Varianten genannt worden, bei denen sich Menschen auf dem Rad am sichersten fühlten.

In Workshops soll das Rad Netz Mainz konkretisiert werden; parallel werden im Bypad-Prozess die Qualitätsstandards für das Rad Netz festgelegt. Eine erste Bürgerbeteiligung könnte im Mai/Juni 2024 stattfinden, die Fertigstellung des Rad Netz Mainz ist für Frühjahr 2025 vorgesehen. Dann erst geht es an die Ausführungsbestimmungen für einzelne Radrouten, die von der Verwaltung erarbeitet und von den Gremien (Verkehrsausschuss, Stadtrat) verabschiedet werden müssen. Ist die Finanzierung der jeweiligen Radrouten über den Etat der Stadt Mainz und/oder über Förderungen sichergestellt, kann die Umsetzung beauftragt werden. Bis dahin ist sich Umwelt- und Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger sicher, braucht es noch viel Überzeugungsarbeit, um die Mobilitätswende in Mainz voranzu­bringen. | SoS