Die Hindenburgstraße ist jetzt eine »Fahrradstraße«; was haben die zu Fuß Gehenden davon?

Wieder eine Fahrradstraße mehr. In der Mainzer Neustadt ist die Hindenburgstraße von der Kaiserstraße bis zum Goetheplatz als Fahrradstraße ausgewiesen. Es gibt Fahrradstraßen bereits von Hechtsheim über die Oberstadt in den Grüngürtel, demnächst mit einem Abstecher in die Ritterstraße; der Hartmühlenweg ist umgewidmet und wartet auf den Anschluss nach Gonsenheim; geplant ist auch die Verlängerung der Hindenburgstraße hinter dem Goetheplatz in die Moltkestraße.Was bedeutet eine Fahrradstraße für ALLE Verkehrsteilnehmer:innen? Ganz einfach: Fahrräder haben hier grundsätzlich Vor­rang – insbesondere natürlich vor PKWs und LKWs. Auf einer Fahrradstraße dürfen Radelnde nebeneinander fahren – machen sie sonst auch, aber hier ist es ihnen erlaubt, Autos dürfen die Radelnden nicht überholen. Schon gar nicht hupend. Hupen dürfen Autofahrende nur, um Gefährdungen zu vermeiden. Radelnde auf Straßen stellen per se keine Gefährdung dar, auch nicht wenn sie auf einer ganz normalen Straße mit ausreichend Sicherheitsabstand zu den parkenden Autos mitten auf der Fahrbahn radeln. Dennoch schrecken mache Autofahrer:innen nicht vor Überholmanövern zurück – hupend, heftig beschleunigend bis zur nächsten roten Ampel. Schade um den Treibstoff, der da sinnlos vergeudet wird und den unnötigen Ausstoß von Stickoxiden.

Der Gehweg ist für Radelnde tabu

Eine Fahrradstraße hat einen großen Vorteil für die zu Fuß Gehenden: die Radelnden dürfen NICHT den Bürgersteig nutzen (ausgenommen Kinder). Egal wie breit der ist, egal ob das mal möglich war, so wie in der Hindenburgstraße. Hier galt bis Anfang April laut der Beschilderung, Radelnde DÜRFEN auf dem Bürgersteig fahren. Jetzt nicht mehr. Wen das interessiert? Die Fußgänger:innen!. Es verursacht unnötigen Stress und erschreckende Momente, wenn Radelnde durch Klingeln oder Brüllen die Menschen zur Seite scheuchen. In der Neustadt leben viele Ältere, die nicht mehr so schnell unterwegs sind oder schlecht hören. Denen ist mit der Fahrradstraße auch geholfen – weil sie den Gehweg wieder für sich haben.

Verkehrsschilder reichen nicht aus

Soweit die Theorie. In der Praxis kümmert es manche Autofahrende nicht, dass sie sich in der Fahrradstraße unterordnen müssen und manche Radfahrer:innen begreifen nicht, dass sie jetzt zwar auf der Straße Vorrang haben, aber der Gehweg tabu ist. Schilder reichen nicht aus, um den Menschen Veränderungen im Verkehrsraum »nahe« zu bringen und Kontrollen passen nicht in die »Ich-mach-was-ich-will«-Gesellschaft.

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