Im Mai 2021 hatten die Fahrradfahrer:innen in Mainz beim »Stadtradeln« einen Rekord eingefahren: 222 Teams kamen mit 3.128 aktiven Radelnden auf 491.899 km und konnten damit 72 t CO2 vermeiden.
Die Aktion »Stadtradeln« ist nicht neu und findet zu verschiedenen Zeitpunkten in ganz Deutschland statt. Neu in Mainz war in diesem Jahr die Stadtwette: Das »Mainzer Radfahrforum« forderte die Stadt mit motivierten Kilometer-Zielen heraus, und die Stadt (d.h. die politische Führung mit OB Ebling und der im Mai 2021 noch amtierenden Verkehrsdezernentin Eder) versprach folgende Belohnungen: 400.000 Km = drei Reparaturstationen in der Stadt; 415.000 Km = zusätzliche 100 Radbügel; 430.000 Km = »Sunday ParkingDay« auf der Rheinstraße; 444.444 km = Straßenfest »Am Graben/Hopfengarten«.
Um fast 50.000 Km übertrafen die Radelnden das höchste Ziel – ein super Ergebnis und die aktiven Radel-Gruppen begannen mindestens im Kopf ihre Aktionen für den »Sunday ParkingDay« auf der Rheinstraße und das Straßenfest in der Altstadt zu planen. Schließlich hatte OB Ebling angesichts der enormen Kilometer-Leistung versprochen: »Erstmals werden wir im September die Rheinstraße für den Autoverkehr sperren und die Strecke zu einem Treffpunkt für viele Mainzer:innen machen, das ist aus meiner Sicht eine angemessene Belohnung.« Der autofreie Sonntag sollte mit einem bunten Programm rund ums Rad und vielen Überraschungen zwischen Dagobert- und Quintinsstraße stattfinden.
Das Virus war Schuld
Dann kam alles anders. Wer war schuld? Klar, das Virus, das uns seit knapp zwei Jahren auf Trab hält und schon so viel Leid verursacht hat.
Das Straßenfest ist abgesagt und soll im kommenden Jahr den Auftakt des »Stadtradelns 2022« bilden. Abgesagt ist auch der »Autofreie Sonntag« in der Rheinstraße. Nach Ansicht der Stadtverwaltung können bei der derzeitigen Inzidenzentwicklung die vielfältigen Aktionen und Angebote, die auf der autofreien Fahrbahnfläche angeboten werden sollen, »nicht den geselligen Straßenfest-Charakter entfalten, der für diese außergewöhnliche Aktion gewünscht ist.« Nun ja. Nachvollziehbar – aber: Was in Mainz 2021 nicht machbar ist, haben die Wiesbadener fest vor, umzusetzen: Den autofreien »Superblock-Sonntag« am 19. September 2021 von 10-20 Uhr. Auf Anregung des Jugendparlaments, soll so auf den in Wiesbaden ausgerufenen Klimanotstand aufmerksam gemacht werden. Gleichzeitig ist die Aktion ein Dank an alle Radler:innen, die im Rahmen der Klimaschutzkampagne »Frischer Wind für Wiesbaden – Unsere Stadt. Unser Klima. Unsere Verantwortung« gemeinsam 300.000 Fahrrad-Kilometer gesammelt haben. Ist das nicht ungerecht? Fast 200.000 Km weniger geradelt als die Mainzer:innen und trotzdem bekommen die Wiesbadener:innen ihren autofreien Sonntag.
| SoS