König Oedipus wurde vorhergesagt, er werde seinen Vater töten und seine Mutter heiraten. Aus Angst vor dem Eintreten der Prophezeiung hatten seine Eltern ihren Sohn in den Bergen aussetzen lassen und damit seinen vermeintlich sicheren Tod besiegelt. Doch Oedipus überlebt und als er von der Prophezeiung erfährt, flieht er seine Heimat. Auf der Flucht tötet er einen Mann, der sich ihm in den Weg stellt, nicht wissend, wer dieser eigentlich ist. Oedipus löst das unlösbare Rätsel der Sphinx, befreit damit Theben, bekommt als Belohnung dessen Königin Iokaste zur Frau und wird so zum Herrscher über das Land, dem es seither schlecht ergeht und das von der Pest heimgesucht wird. Der zur Hilfe gerufene Seher offenbart ihm, dass sein Volk sich erst wieder erholen werde, wenn der Mörder des vorigen Königs Laios gefunden ist und so macht sich Oedipus auf die Suche nach der Wahrheit.
Marcus Lobbes stellt sich mit der Geschichte des Königs, der die Wahrheit sucht und doch nicht sehen will, der dem Unausweichlichen entfliehen will und ihm gerade dadurch in die Arme läuft, dem Mainzer Publikum vor. Hierfür wählt er die selten gespielte Fassung des
römischen Dichters Seneca.
Dieser zeigt in einer privaten, fast kammerspielartigen Grundsituation, was Kontrollverlust für einen Machthaber bedeutet. Die besondere Stärke dieser Bearbeitung des Stoffes sieht Lobbes darin, dass Einzelschicksale in Beziehung zum großen Ganzen gesetzt werden und nicht Kollektivschicksale in Beziehung zu den Göttern. So wählt er als Spielort das Schlafzimmer von Oedipus und Iokaste und lässt sie hier die Probleme verhandeln, für die sie beide verantwortlich sind und die Auswirkungen auf ein ganzes Volk haben.
OEDIPUS von Seneca
Inszenierung & Bühne Marcus Lobbes
Premiere am 15. Dezember im Kleinen Haus, weitere
Spieltermine 20., 23. und 27.12., 9., 11., 13., 16., 21., 25. und 27.1., 18.2. sowie 9.3.