Es wurde schon oft totgesagt, das Buch – aber es lebt fröhlich weiter! Auch in Mainz und Rheinhessen: Büchermesse, Krimifestival, Lesungen – es gibt viele Gelegenheiten, das Buch zu feiern.

Ereignisse wie die Verleihung des Deutschen Buchpreises und die Frankfurter Buchmesse ziehen Tausende in ihren Bann. Überall lesen die Menschen – nicht immer ein gedrucktes Buch, manche nutzen elektronische Lesegeräte.

Veranstaltungen aller Art beschäftigen sich mit und drehen sich ums Lesen: die Mainzer Büchermesse, Rheinhessen liest, im Staatstheater wird (vor-)gelesen und in den Buchhandlungen sowieso – Buchhandlungen? Ja es gibt sie noch! Mit viel Enthusiasmus, Engagement, enormem literarischem Wissen und tollen Ideen begeistern die kleinen, unabhängigen Buchhandlungen ihre Kundschaft. Längst haben sie sich zu einem Ort für Kultur weiter entwickelt. Allen gemeinsam ist: die Beratung ist kostenlos! Und umfassend. Wie aber schaffen sie es im Wettbewerb mit den Buchhandelsketten und den Online-Plattformen mitzuhalten – zu bestehen? Gibt es ein »Erfolgsrezept«? DER MAINZER hat sich umgehört.

Erlesenes & Büchergilde

Erlesenes & BüchergildeOb es ein »Erfolgsrezept« ist, vermag Silke Müller nicht zu entscheiden. Aber ihre Buchhandlung in der Neubrunnenstraße sei ein Ort, »den die Menschen lieben und zu dem sie immer wieder gerne hingehen.« Sieben Mitarbeiter:innen sorgen für die sehr persönliche und lebendige Atmosphäre, decken aufgrund ihrer unterschiedlichen Lesekenntnisse ein breites Beratungsspektrum ab. Wöchentlich erstellen sie einen Newsletter per E-Mail, in der Vorweihnachtszeit gibt es den literarischen Adventskalender, mittlerweile sogar mit Videos, regelmäßig wird ein Flyer mit einer »Bestenliste« erstellt. Außer dem »klassischen Lesepublikum«, davon viele auch als Mitglieder der seit 100 Jahren bestehenden Büchergilde, würden auch viele junge Leute die Buchhandlung aufsuchen: »Gerade bei den Jüngeren sehen wir eine Begeisterung für schöne Bücher, solche die aufwändig gestaltet sind, das liegt im Trend«, beobachtet Silke Müller. Buchhandlung bedeute heutzutage, »ein schöner Ort zu sein, an dem das Publikum auch viele Veranstaltungsformate erleben kann.« Es erfordere viel Engagement, um im Wettbewerb zu bestehen: »Aber es macht uns riesigen Spaß und wir sind deshalb Buchhändler:innen geworden!«

Erlesenes & Büchergilde logo

Neubrunnenstraße 17
55116 Mainz
Tel. 06131 222340
www.buechergilde-mainz.de
Bino Bücher

Bino»Vermutlich ist unser Erfolgsrezept, die Freude, die unser Team an dieser Arbeit hat«, sagt Stefanie Bellroth von BiNo Bücher in Nieder-Olm.
»Wir beraten unheimlich gern, sind dabei authentisch und sagen auch mal, dieses Buch ist nichts für Sie.« Die Beratung werde stark nachgefragt, egal ob die Käuferin oder der Käufer das Buch selbst lesen oder verschenken möchte. »Dann klopfen wir die Vorlieben ab, stellen zwei, drei Exemplare kurz vor, so dass die Entscheidung leichter fällt.« Das BiNo Bücher Team versuche immer alles möglich zu machen, wobei die Tatsache, dass die kleinen Buchhandlungen ebenso schnell beliefert werden, wie die großen, helfe: Heute bestellen, morgen zum Abholen bereit! Kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Aktionen wie die Lesetüte oder die Möglichkeit, bei BiNO Schulbücher zu bestellen sorgen überdies für Kundschaft: »Das Buch wird immer wieder tot gesagt – aber es stirbt nicht, es gibt viele, die das Papier fühlen wollen, die sich mit den Geschichten in eine andere Welt hinein fühlen wollen«, ist Bellroth überzeugt.

Bino logo

Pariser Straße 107
55268 Nieder-Olm
Tel. 06136 76688-40
www.bino-buchhandlung.de
Shakespeare und So

Shakespeare und SoEin »patentiertes Erfolgsrezept« für inhabergeführte Buchhandlungen gebe es wahrscheinlich nicht, meint Nida Kilian von Shakespeare und So in der Gaustraße. »Jede Buchhandlung ist anders, hat ihren individuellen Charakter und Atmosphäre.« Kleine Buchhandlungen seien ihrer Erfahrung nach nicht nur Orte, an denen man Bücher erwerben könne, sondern in denen sich viel Zwischenmenschliches abspiele. Gemeinsam sei diesen Buchhandlungen, dass die Buchhändler:innen ihre Begeisterung für Bücher teilen wollen. »Es ist uns nicht egal, ob wir mit Büchern oder mit anderen Produkten handeln! Da wir viel lesen und kennen, beraten wir gerne und individuell und freuen uns, wenn das Passende gefunden wird.« So entstünden immer wieder Gespräche, die nicht nur den Leuten, sondern auch den Buchhändler:innen Vergnügen bereiteten. »Die Freude, mit der wir bei der Sache sind, spürt auch unsere Kundschaft. Deshalb entscheidet sie sich bewusst gegen eine Online-Bestellung und für uns, damit es auch in Zukunft noch inhabergeführte Buchhandlungen gibt«, meint
Kilian.

Gaustraße 67
55116 Mainz
Tel. 06131 226893
www.shakespeareundso.de
Die Kakadu Bar im Staatstheater Mainz

Die Kakadu Bar im Staatstheater Mainz Ein Theater ist ein Theater – und (vor-)gelesen wird dort auch – meist in der Kakadu Bar und oft mit weiteren Partnern. Denn: »In Mainz gibt es kein eigenes Literaturhaus, auch darum ist es dem Theater ein Anliegen, Räume für Lesungen zu bieten«, schreibt Sylvia Fritzinger, die Kommunikationsleiterin des Staatstheaters Mainz. Dahinter stehe die Überzeugung, »dass eine konzentrierte Auseinandersetzung mit Texten und (Theater-)Autor*innen trotz aller Erfahrungen der Postmoderne als Tradition des literarischen Theaters wichtig ist. Die direkte Ansprache des Publikums und die Sorgfalt im Umgang mit dem geschriebenen Wort (etwa, wenn Schauspieler*innen des Ensembles lesen) machen Assoziationsräume auf, inspirieren Fantasie und Gedankenfreiheit. Und: Das Geschichtenerzählen hat eine lange mündliche Tradition, viele Texte haben einen eigenen Klang, der durch Lesungen im Resonanzraum Theater seine Wertschätzung erhält.«

Erlesenes & Grüner Kakadu logo

Gutenbergpl. 3-5
55116 Mainz
Tel. 06131 2851281
www.staatstheater-mainz.com