Sie galten einst als Stolz der Zeitmessung bei der deutschen Luftwaffe. Fliegerchronographen wie die »UROFA 59« aus Glashütte, die es nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als Sammlerobjekte in alle Welt verschlagen haben, erhalten bei Meister Buse aus Mainz ihren Glanz aus alten Zeiten zurück.
Die Faszination für diese besonderen Uhren lässt Meister Buse nicht los. Und das ist gut so. In seiner Uhrmacherwerkstatt erreichen ihn fast täglich alte deutsche Uhren, die als Erbstücke oder Sammlerobjekte auf Dachböden oder in verstaubten Schubladen in den USA, in Australien oder Shanghai ihre Zeit überdauerten.
Um ihnen ihre alte Funktionstüchtigkeit wiederzugeben, verbringt Peter-Jesko Buse nicht selten Stunden in seiner Werkstatt, um jedes Detail mit viel Leidenschaft und Erfahrung zu restaurieren. Für viele der alten Uhren ist Peter-Jesko Buse meist ihre letzte Rettung. Wo andere Uhrmacher aufgeben, beginnt für Meister Buse die Herausforderung. Durch seine einzigartige Expertise und außergewöhnliche Erfahrung wurde seine Mainzer Werkstatt über die Jahre hinweg in aller Welt bekannt.
Seine Berufslaufbahn begann 1966 als der Beste seines Jahrgangs an der Hamburger Uhrmacher-Meisterschule. Dafür wurde er mit dem Bundesbegabtenpreis ausgezeichnet und erhielt 5.000 Mark. Als Startkapital für eine eigene Uhrmacherwerkstatt reichte das noch nicht, der Uhrmachermeister arbeitete zunächst als Angestellter, bis er sich 1975 in der Mainzer Heidelbergerfaßgasse selbständig machte. Mit viel Ausdauer, Geduld und Geschick erarbeitete er sich über die Jahre im Uhrmacherhandwerk eine besondere Nische: die Restauration von alten deutschen Fliegerchronographen und edlen Taschenuhren aus Glashütte. Aber auch historische Tisch- und Wanduhren wecken seine Leidenschaft.
handwerkliche Präzision
Die Restaurierung einer historischen Uhr ist jedesmal eine neue Herausforderung. Jede ist ein Unikat, in das er sich hineindenken, mit handwerklicher Präzision hineinarbeiten muss. Original-Ersatzteile sind faktisch kaum noch am Markt verfügbar. Dank seiner langen Tätigkeit konnte Meister Buse ein Sammelsurium an hunderten von Zahnrädern, Kronen, Unruhen, Stegen, Federn, Zeigern und Ziffernblättern erwerben, die wie ein kleiner Schatz in seiner Werkstatt akribisch detailliert archiviert und verfügbar sind. Und wann immer alte Restbestände an Ersatzteilen bei anderen Uhrmachern erhältlich sind, kauft Meister Buse diese hinzu.
Fehlt zur Restauration ein Ersatzteil, vermag Meister Buse diese in seiner Werkstatt in Handarbeit anzufertigen. Dabei hilft ihm auch ein Wissensschatz aus mehr als 3.000 Büchern zur Uhrmachermeisterei und historischen Konstruktionszeichnungen, die teils so alt sind, dass sich diese nicht einmal im World Wide Web finden lassen.
In vielen Medien wurde und wird über Meister Buse berichtet. So erstaunt es nicht, dass die Taschenuhren eines ehemaligen deutschen Botschafters in Shanghai, die Armbanduhr des Sultans von Brunei, durch des Uhrmachermeisters kundige Hände wieder zum Leben erweckt werden. Per spezialisiertem Kurierversand gelangen sie nach Mainz und retour, inklusiver aller Versicherungs- und Zollbestimmungen.
Für Sammler bedeuten die alten deutschen Fliegerchronographen oftmals einen wahren Schatz – bis zu 35.000 Euro werden für sie aufgerufen. Peter-Jesko Buse braucht für die Restaurierung mehrere Wochen manchmal sogar Monate – eine Arbeit, die natürlich ihren Preis hat. Der Uhrmachermeister weiß um die Tatsache, dass seine Fertigkeiten schwer an jüngere Menschen zu vermitteln sind. Zu viel hat sich in der Welt der Uhren und in der Uhrmacher-Ausbildung verändert. Drängend tut ihn seine Nachfolgeregelung nicht, denn Aufhören ist für den 81-Jährigen keine Option, zumindest solange wie er seine Handwerker-Leidenschaft täglich aufs Neue leben kann.