Im Osten nichts Neues

 

Unter der Überschrift »gelbe Räder bald in Wiesbaden?« war vor 14 Tagen in unserer einzigen lokalen Tageszeitung erstaunliches zu lesen. Seit sieben Jahren diskutieren die Wiesbadener Stadtverordneten über ein Fahrradverleihsystem und sind noch keinen Schritt weiter.

Im letzten Jahr schien der Durchbruch geschafft, die beiden Oberbürgermeister Gerich und Ebling sprachen sich dafür aus, dass System MVGmeinRad auch in Wiesbaden einzuführen. Das liegt ja nun wahrlich auf der Hand, warum nicht mal von Biebrich zum Mainzer Wochenmarkt radeln oder von Laubenheim nach Schierstein und das mit einem gemeinsamen Verleih­system?

Gescheitert ist dies im letzten Moment an der Wiesbadener CDU. Diese war in der tiefen Sorge, dass so kurz vor den Kommunalwahlen die SPD Pluspunkte sammeln könnte. Geholfen hat die strategische Blockadehaltung nicht, bekanntlich verlor die CDU kräftig und die SPD wurde am 6. März 2016 stärkste Fraktion im Wiesbadener Rathaus. »Vor der Osterpause wollen wir erste Ergebnisse haben, das ist der Wunsch der Bevölkerung«, mit dieser Absicht leitete Christoph Manjura, SPD- Fraktionsvorsitzender der Kurstadt, die Koalitionsverhandlungen ein.
Ostern  ist be­kanntlich vorbei, Pfingsten auch, die Sommerferien haben wir ebenfalls hinter uns, seit mehr als einem halben Jahr wird  mehr oder weniger verhandelt, eine Koalition gibt es immer noch nicht.

Jetzt, wo der Fahrradsommer auch schon fast vorbei ist, kommt das Thema wieder auf die politische Agenda und es ist wirklich keine Überraschung, dass durch das Machtvakuum im Wiesbadener Rathaus keine klare Linie erkennbar ist.

Die Grünen-Fraktion möchte vorrangig den Radwegeausbau fördern, das Verleihsystem habe keine Priorität, die CDU möchte ein anderes System, ohne Verleihstationen. Der zuständigen Dezernentin fehlen beim Mainzer System die Schlösser ….

Das ist wirklich eine Provinzposse. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es in Wiesbaden politische Kräfte gibt, denen daran gelegen ist, jegliche vernünftige Kooperation mit Mainz zu behindern.

Mich würde es nicht mehr überraschen, wenn jetzt noch von der anderen Rheinseite der Vorstoß kommt, den Verkehrsverbund zu kündigen und in Zukunft die Fahrgäste in der Mitte der Theodor-Heuss-Brücke eine neue Fahrkarte lösen zu lassen.    | Mogunzius