Veranstalter, Hotels und Gastronomie sind begeistert, die Anwohner packt das kalte Grausen:
Das Mainzer Rheinufer ist eine prima Kulisse für Events aller Art, die viel nächtlichen Lärm für die
Anwohner mit sich bringen.

 

140.000 Besucher kamen zu den ersten Mainzer Sommerlichtern im Juli 2016. Auf einer 1,5 km langen Erlebnismeile von Fischtor bis Kaisertor reihten sich entlang des Rheinufers knapp 170 Stände auf.

In einer Pressemitteilung fasst August Moderer, Geschäftsführer der stadteigenen mainzplus CITYMARKETING GmbH die Ziele solcher Veranstaltungen so zusammen: Neben der Attraktivierung des Freizeit- und Kulturstandorts für die Bürgerinnen und Bürger sollten zusätzlich Besucher in die Stadt gezogen werden. Jeder Veranstaltungsbesucher sei auch ein Tages- oder Übernachtungstourist. Highlights wie die Mainzer Sommerlichter würden Menschen in die Stadt bringen, was wiederum für Wertschöpfung in vielen Branchen sorge. Gespräche mit den Partnern bestätigten den Mehrwert der entwickelten Angebote und eine steigende Zimmerbelegung an den Wochenenden in den letzten drei Jahren.

Der Standort Mainz könne mit diesem Sommerprogramm, Veranstaltungen wie der Mainzer Johannisnacht und anderen kulturellen wie touristischen Angeboten die positiven Entwicklungen der letzten Jahre fortführen und die »Lebenslust am Rhein« weiter erlebbar machen.

Diesen positiven Wirkungen stehen, wie MAINZER-Leser und Rheinufer-Anwohner K. Reichert schreibt, negative Belastungen für die Anrainer  und die Frage nach der Aufenthaltsqualität gegenüber.  »Seit 2012 wurden, zusätzlich zu den bereits bestehenden ‚Feiertagen‘ wie  Silvester,  Frühjahrs- und Herbstmesse, Fassnacht und Johannisnacht die Mainzer Weintage am Rheinufer kreiert – nun kommen, Dank des ‚großen Erfolgs‘ künftig noch die ‚Mainzer Sommerlichter‘ hinzu!

Nicht nur Fluglärm macht krank

Für die unmittelbar am Kaisertor und der Taunusstraße betroffenen Bewohner sind diese zusätzlichen Lärmbelästigungen nicht mehr zu ertragen. Die AZ vom 1. 8.16 berichtet auf  Seite 9 im Lokalteil über den tollen und großen Erfolg der ‚Mainzer Sommerlichter‘ u. a. mit 300 Lautsprechern, mit Beschallungstürmen im Abstand von 80 Metern, einem halbstündigen Höhenfeuerwerk mit flankierender Lasershow.

Kurioserweise wird auf der folgenden Seite 10 derselben Ausgabe ausführlich über die Forschungsergebnisse von Professor Münzel berichtet. Der Kardiologe und Leiter der II Medizinischen Klinik an der Mainzer Uniklinik untersucht seit langem die negativen Auswirkungen von Lärm auf das Herz-Kreislauf-System. Die Ergebnisse aus der ‚Mainzer-Fluglärmstudie‘ zeigen u.a., dass Lärm und Luftverschmutzung die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung von Herzkreislauferkrankungen sind.

Geht es gegen Fluglärm, sind auch die Führungspersönlichkeiten der Stadt Mainz an vorderster Front zu sehen und zu hören: Das ist populär und auch für Wählerstimmen gut! Die unmittelbaren Lärmbelästigungen, bis weit nach Mitternacht i. d. R. bis 3, 4 Uhr morgens vor den Haustüren (in diesem Falle am Kaisertor/Taunusstraße), die tangieren keinen von den verantwortlichen Politikern der Stadt Mainz.

Dabei könnte doch hier im konkreten Fall, im Sinne von Erhaltung der Lebensqualität, unmittelbar gehandelt werden. Die ca. 350 bis 500 Bewohner am Kaisertor/Taunusstraße sind aber nur eine Minderheit und als Stimmvieh nicht von  Bedeutung.  Abgesehen davon, kenne ich keine Kommune am Rhein, von Worms bis Köln, die so stiefmütterlich mit ihrem Rheinufer umgeht wie die Landeshauptstadt Mainz: Sie lässt ihr Rheinufer quasi als Brache liegen, nutzt es aber ausgiebig für Veranstaltungen mit erheblichen Lärmbelästigungen für die unmittelbar betroffenen  Bewohner am Kaisertor/Taunusstraße.«    | SoS