„Im Exil“ – Ben Becker liest Joseph Roth
12. Oktober, 20:00
Am Samstag, 12. Oktober, 20 Uhr, lädt die Ingelheimer Kultur und Marketing GmbH (IkUM) zu einem besonderen Highlight in die kING (Kultur- und Kongresshalle Ingelheim) ein. Zu Gast ist der renommierte Schauspieler Ben Becker. In seiner eindrucksvollen Literatur-Performance „Im Exil“ beschäftigt er sich mit Leben und Werk von Exilautor Joseph Roth.
Lesungen mit Ben Becker sind ein Ereignis. Die Wahl des Autors ist so persönlich, dass der Schauspieler in jeder Performance mit dem Sujet des Textes verschmilzt. Nach Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ widmet sich Ben Becker nun Texten von und zu Exilautor Joseph Roth.
Joseph Roth gehört mit seinen mehrfach verfilmten Romanen „Das Spinnennetz“, „Radetzkymarsch“ und „Hiob“ nicht nur zu den bedeutendsten deutschsprachigen Erzählern des 20. Jahrhunderts, er ist selbst eine schillernde Figur seiner Zeit. Als österreichischer Jude geboren und als Journalist chronisch pleite, gehört er zu den unvergesslichen Szenegestalten im Nachtleben von Wien und Berlin. Nach der Machtergreifung der Nazis ist er einer der ersten Autoren, dessen Bücher verbrannt werden. Er flieht bereits 1933 und wird eine maßgebliche Stimme der Exilliteratur; gleichzeitig ist und bleibt er immer Trinker, stets hart am Rande des Wahnsinns. Gerade diese Verschmelzung von Literatur und Leben, Biographie und Fiktion, Mensch und Mythos ist es, was Ben Becker an Joseph Roth fasziniert, und was er mit seiner unvergleichlichen Stimme und seiner besonderen Art zu lesen auf der Bühne lebendig werden lässt.
Beckers Entscheidung für den Autor Joseph Roth hat viele Gründe: Nicht nur die Erfahrung künstlerischer Isolation während der Pandemie, sondern auch das bedrohliche politische Klima im Europa unserer Tage sind Anlass, den genialen Schriftsteller Joseph Roth in den Blickpunkt zu rücken. Im Zentrum steht dabei nicht nur der Autor, sondern vor allem auch der Mensch Joseph Roth, der sich den politischen Katastrophen seiner Zeit schutzlos ausgeliefert sieht.
Im ersten Teil des Abends liest Ben Becker Joseph Roth im Original und gibt der unvergesslichen Schlüsselerzählung „Die Legende vom heiligen Trinker“ seine Stimme. In der zweiten Hälfte nähert er sich ihm über den freundschaftlichen Bericht eines Zeitgenossen: Der ungarische Filmregisseur und Drehbuchautor Géza von Cziffra zeichnet in seinem Erinnerungsbuch „Der heilige Trinker“ ein lebensechtes Portrait Joseph Roths. Beide Teile zusammen ergeben in der Zusammenführung ihrer Fluchtlinien ein verblüffendes, vielschichtiges und lebendiges Porträt des Künstlers im Exil, das auf überraschende und erschreckende Weise auch die heutige Zeit widerspiegelt.
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