Wie funktioniert das Managen von Kongressen, Veranstaltungen und Tourismus unter Corona-Bedingungen? August Moderer, Geschäftsführer der Mainzplus Citymarketing GmbH skizziert, was gehen könnte.

Corona-bedingt wurden die Aktivitäten im Mai 2020 von 100 auf null herunter gefahren. Keine Kongresse, Konzerte, Partys – keine Einnahmen, bei wenigen Ausgaben.

Sich hinsetzen und klagen, ist seine Sache nicht, sagt Moderer. Er ist Kaufmann, hat lange für die Hilton-Gruppe gearbeitet und ist international vernetzt. Es gehe allen in dieser Branche so, weiß er. Die Mainzplus Citymarketing GmbH ist unter dem Dach der Zentralen Beteiligungsgesellschaft Mainz (ZBM) in der glücklichen Lage, dass die Verluste der GmbH innerhalb der ZBM »ausgeglichen« werden. Das Jahr 2018, so steht es im Beteiligungsbericht, schließt »Mainzplus« mit einem Defizit von 2,5 Mio. € ab, das war um 144.000 € geringer, als erwartet. Höher als erwartet waren die Umsatzerlöse, aufgrund des guten Ticketverkaufs von Summer in the City.

Laut der Bilanz 2019 schließt die Gesellschaft das Geschäftsjahr 2019 mit einem Jahresfehlbetrag in Höhe von 2,923 Mio. € ab, das sind 276.000 € mehr, als prognostiziert.

Anfang 2020, so August Moderer, habe es so ausgesehen, als könne die GmbH erstmals ein Jahr mit einer schwarzen Null abschließen – obwohl die Rheingoldhalle, die ursprünglich im Oktober 2019 hätte fertig werden sollen, immer noch nicht zur Verfügung stand. Dann kam Corona. Laut Jahresabschluss 2019 erwartet die Geschäftsführung auf Grundlage der Prognose im Q1-Bericht 2020 einen Jahresfehlbetrag für 2020 in Höhe von 4,7 Mio. €, da das komplette Geschäftsmodell mit den drei Geschäftsbereichen Kongress, Kultur und Tourismus von der Corona-Pandemie stark betroffen ist.

August Moderer blickt dennoch hoffnungsfroh in die Zukunft. Am Beispiel eines kürzlich stattgefundenen IT-Kongresses berichtet er, was geht. Anstelle von 1000 Kongressteilnehmenden kamen 350; die wurden auf drei Säle verteilt; etwa genauso viele nahmen an dem Kongress per Livestream teil – und zahlten dafür Gebühren. Im Endeffekt habe Mainzplus zwar weniger an diesem Kongress verdient, aber nicht viel weniger, sagt Moderer. Hybrid-Kongresse wie dieser, das sei die Zukunft im Kongressgeschäft. Mainzplus habe schon vor Jahren den Breitbandausbau vorangetrieben und sei für digitale Formate gut aufgestellt. Ein Vorteil digitaler Formate: sie brauchen weniger Arbeitskräfte. Hier sieht Moderer durchaus Einsparpotenziale, in dem Kräfte, die aus Altersgründen in den Ruhestand gehen, nicht mehr ersetzt werden, zum Beispiel.

Die Wertschöpfung ist geringer

Weniger Kongressteilnehmende bedeuten weniger Menschen, die in Mainz Geld ausgeben, die Wertschöpfung für die Stadt ist geringer: Wenn nur 350 anstatt 1000 Menschen physisch anwesend sind, brauchen sie weniger Hotelbetten, es wird weniger gegessen, getrunken und eingekauft. Eine Begründung dafür, dass die ZBM die Verluste von Mainzplus ausgleicht lautet, die Gesellschaft erfülle eine Dienstleistung für die Stadt. In der Beschlussvorlage für die Stadtratssitzung am 23.09.2020 wurde dies so begründet: »Aufgrund ihres Gesellschaftszwecks ist die mainzplus ein dauerdefizitäres Beteiligungsunternehmen und auf die Zuwendungen durch ihre Muttergesellschaft ZBM angewiesen.« Wenn die Stadtratsmitglieder dies nicht mehr verantworten wollen, müssen sie es ändern.

Veranstaltungen – auch hier wackelt die Wertschöpfungskette. Die »Kulturbiergärten« laufen super, freut sich Moderer – aber es können wesentlich weniger Gäste teilnehmen. Das Konzept solle trotzdem in der kalten Jahreszeit fortgesetzt werden. Auch die »Wintermärkte« werden stattfinden – eingebettet in das Konzept für den Mainzer Weihnachtsmarkt.

Summer in the City – 2021?

Mainzer Sommerlichter, Mainzer Weinmarkt, Summer in the City-Konzerte – Veranstaltungsformate, die in den vergangenen Jahren Geld in die Mainzplus-Kassen gespült haben: ob sie 2021 stattfinden können? Die Agenturen seien zurückhaltend, so Moderer, manche Künstler/-innen sagen von sich aus ab.

2021 sollte der Umbruch hin zu noch mehr digitalen Formaten im Kongressgeschäft gelingen, bis 2023 müsste der Prozess abgeschlossen sein. Mit welchen Ergebnissen für die Bilanz des Unternehmens? August Moderer vermag es nicht einzuschätzen. Viel werde abhängen von den Reaktionen der Menschen, meint er und hat beobachtet, dass die Teilnehmenden an Kongressen immer noch froh sind, wenn sie von Mensch zu Mensch miteinander kommunizieren können.

| Marion Diehl (SoS)