»mut« – vor 20 Jahren gegründet von Unternehmerinnen, um sich miteinander zu vernetzen, auszutauschen und weiter­zubilden. Im Juni 2019 feiert der »Mainzer Unternehmerinnen-Treff« seinen Geburtstag. Yvette Sillo ist eine der führenden Köpfe im Verein.

Eine Vorsitzende gibt es bei »mut« nicht. Ingrid Richter, Claudia Seeland und Yvette Sillo vertreten den Verein gleichberechtigt. Eine jede hat einen anderen Arbeitsschwerpunkt, erzählt Yvette Sillo. Sie selbst ist für Multimedia und für die Webseite verantwortlich, sie pflegt die Social-Media-Kanäle und schreibt die Einladungen für die Veranstaltungen. Ihr berufliches Metier ist das nicht, aber: »Ich bin neugierig und probiere alles aus.«

Yvette Sillo ist selbständige Innenarchitektin – und arbeitet als solche gegen das Image an, Innenarchitektur könnten sich nur Menschen mit zu viel Geld leisten. »Innenarchitektur muss nicht teuer sein«, weiß sie und bietet bewusst »Innenarchitektur für alle« an. Das heißt, in einem übersichtlichen Preisrahmen, z.B. bei der Auswahl der Möbel. Dazu gehören auch reine Beratungsangebote, in denen nur über die Zusammenstellung von Farben gesprochen wird.

Neue Existenz aufbauen

Yvette Sillo ist 1961 in Deutschland geboren, ihre Eltern stammen aus Ungarn. Ihre ungarischen Wurzeln kommen in der Aussprache des Nachnamens zum Ausdruck: Sillo, wird mit SCH gesprochen. Das war es dann auch schon, was daran erinnert, dass die Eltern 1956 nach dem Aufstand Ungarn verließen und nach Zwischenstationen in Frankreich (die Mutter) und den USA (der Vater) in Deutschland wieder von vorne anfingen, sagt Yvette Sillo. Zurückblickend meint sie, vielleicht habe die Tatsache, dass sich ihre Eltern eine neue Existenz in einem fremden Land aufbauen mussten dazu geführt, dass sie selbst beharrlich und zäh arbeitet: »Ich gebe so schnell nicht auf«.

Nach Mainz kam Yvette Sillo 1981, um an der Fachhochschule Innenarchitektur zu studieren. Sie lernte hier ihren ersten Mann kennen und gründete ihre Familie. »Am Anfang dachte ich, Mainz ist tiefste Provinz – Frankfurt, wo ich aufgewachsen bin, ist doch um einiges größer. Aber dann wurde ich ganz schnell heimisch und finde die Überschaubarkeit längt super.«

Yvette Sillo macht gerne alles selbst, beruflich sowieso, aber auch sonst: Webseite gestalten, Texte formulieren, Kleidung nähen, Brot backen. Um das mit den Anforderungen der selbständigen Berufstätigkeit in Einklang zu bringen, bedarf es einer guten Selbstorganisation, auf der einen Seite, und auf der anderen, genügend Ausgleich, zum Beispiel beim Laufen und beim Fitnesstraining.

Vor neun Jahren lernte Yvette Sillo den »Mainzer Unternehmerinnen-Treff« kennen. Als Einzelunternehmerin sei sie meist allein im Büro, habe selten Kontakt zu Kollegen/-innen. Bei den »mut«-Veranstaltungen komme sie mit anderen selbständig arbeitenden Frauen zusammen, die Veranstaltungen seien abwechslungsreich, informativ und lehrreich. »mut« beschreibt Yvette Sillo als ein Netzwerk, in dem es weniger darum gehe, für sich selbst Werbung zu machen und Kunden/-innen zu akquirieren. »Es beruht viel mehr auf wechselseitigem Vertrauen. Wir kennen uns gut, wissen, was wir voneinander zu halten haben – und können uns guten Gewissens gegenseitig empfehlen.«

Miteinander – ohne Männer

Männer spielen bei »mut« keine Rolle, »männlich dominierte Seilschaften, gibt es doch genug«, bemerkt Yvette Sillo – wobei vor 20 Jahren, als »mut« gegründet wurde, hatte das Miteinander von Frauen ohne Männer vermutlich einen ganz anderen Stellenwert. Ihr selbst, erzählt sie, sei erst mit Ende 20 aufgefallen, dass Männer und Frauen unterschiedlich ticken. »Mein Vater hat mir alles beigebracht, was ich lernen wollte, dazu gehörten auch technische Dinge, für ihn spielte es keine Rolle, dass ich ein Mädchen war.« 32 Mitglieder zählt »mut« derzeit, zu den Unternehmerinnen gesellen sich Freiberuflerinnen und Selbständige, die bei ihren Veranstaltungen gerne auch »Gastfrauen« begrüßen.

| SoS

www.mut-mainz.de

 

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