Zwei Landeshauptstädte, getrennt nur durch eine Brücke, das schreit nach Kooperation und Kommunikation, aber so richtig haben das Mainz und Wiesbaden in den letzten 100 Jahren nicht auf die Reihe bekommen. 1931 gründeten die Städte die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG (KMW) und 1974 den Verkehrsverbund.

Nun soll alles anders werden, ein gemeinsames, sinnvolles Projekt, die Citybahn! Rund 200.000 Menschen sollen direkten Zugang zur Straßenbahn bekommen. 2017 wurde der Startknopf gedrückt. Flugs wurde im selben Jahr eine CityBahn GmbH gegründet, die die Planung, den Bau und den späteren Betrieb der Straßenbahnstrecke Mainz-Wiesbaden-Bad Schwalbach gewährleisten soll.

Fast muss man sagen, das war’s. Die Wiesbadener Seite, die das Projekt angestoßen hat und auch wegen der Streckenlänge den größten Anteil zu liefern hat, stolpert völlig führungslos durch das Projekt.

Da ist der »Motor« des Projekts, Herr Professor Dr.-Ing. Hermann Zemlin, Geschäftsführer der ESWE Verkehr, der gerade 78 Jahre alt geworden ist und fast täglich von Bonn nach Wiesbaden pendelt. Ich habe meinen Vater gefragt, ob es altersdiskriminierend ist zu behaupten, dass Lebens- und Berufserfahrung im Übermaß nicht unbedingt in jedem Fall für Großprojekte, die sich in der Regel über mindestens zehn Jahre hinziehen, geeignet sind. Vater sagt, das sei nicht diskriminierend, sondern eine Tatsache.

Es gibt natürlich Widerstand gegen die Citybahn, in Wiesbaden gleich zwei Bürgerinitiativen. Deren Gegner sind ausgerechnet die Wiesbadener Grünen, die sich durch ein Gutachten haben bestätigen lassen, dass beide Bürgerbegehren nicht zulässig sind. Die CDU ist beschäftigt mit sich selbst, nachdem ihr Fraktionsvorsitzender Lorenz im Rahmen einer Amigo-Affäre wichtige Ämter ruhen lässt und die SPD ist nach dem Rücktritt des OB noch nicht aus ihrer Schockstarre erwacht. Also freie Bahn für »Oldie-Zemlin«, der diese so entschieden nutzt, dass die Konzernrevision jetzt die durchgeführten Vergaben von Aufträgen auf Einhaltung der gesetzlichen und formalen Bestimmungen geprüft hat und eine lange Liste von Verfehlungen erstellt hat. Dass die Stadt noch lange nicht die notwendigen Grundstücke für die Bahn besitzt, tritt dabei fast in den Hintergrund.

Wie geht es weiter? Die Wiesbadener brauchen ein Manöver, um von ihrem heillosen Durcheinander abzulenken und das wird wohl heißen: die Mainzer sind schuld. Darauf sollten wir uns nicht einlassen, mögen sich erst die Kurstädter sortieren.

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