Winzer-Gardist ist Timo Gölz mit Herz und Verstand. Allerdings trägt er keine Uniform, ist beim Rosenmontagszug als Zuschauer dabei und hat beruflich nichts mit Wein zu tun.

Mit dem Namen lässt sich einiges verbinden: 1. Mainzer Winzergarde. Gegründet am 11.11.2011, ein echtes Mainzer Geburtsdatum. Timo Gölz war Gründungsmitglied und ist seither 2. Vorsitzender des Vereins. Laut Satzung besteht ein Ziel darin, die Weinkultur zu pflegen: »wir wollen Spaß mit Wein haben«, bringt es Timo Gölz auf den Punkt. Wein gehört zu Mainz wie die Fastnacht, ohne Winzer gibt es keinen Wein und ohne Garden keine Fastnacht – so in etwa kann die fantasievolle Namensgebung des Vereins verstanden werden. Die Aktivitäten der Winzergardisten reichen von Wanderungen mit weiniger Einkehr, Treffen in Weinstuben bis zu Weinverkostungen – aber braucht es dazu einen Verein? Timo Gölz sieht den Verein als eine Anlaufstelle, über die spontane Verabredungen ebenso möglich sind, wie längerfristige feste Termine vereinbart werden. Zum Beispiel für das Hegen und Pflegen eines Weinbergs. Es ist das neueste Projekt der Winzergarde. Acht Zeilen mit 60 Jahre alten Riesling-Reben in der Lage Bodenheimer Hoch. Sie gehören dem einzigen Winzer unter den Vereinsmitgliedern. Der bringt den Winzer-Gardisten in diesem Jahr bei, wie die Arbeit im Weinberg funktioniert.

»Wichtig ist uns aber auch das soziale Engagement für andere«, sagt Timo Gölz. Bei »Rudern gegen Krebs« ist der Verein mit drei Booten dabei und in der Pfarrer Landvogt-Hilfe haben die Mitglieder eine Kochpatenschaft für die Obdachlosen übernommen.
Etwa 60 erwachsene, also zahlende Mitglieder sind in dem Verein, das Gros ist zwischen Mitte 40 und Mitte 50 Jahre alt. »Wir sind uns im Laufe der Jahre immer wieder zufällig begegnet, in einer Weinstube, im Fußballstadion, dabei wurde erzählt und wir stellten fest, wie viel wir gemeinsam haben. So wurden aus den Zufallstreffen Verabredungen, gemeinsame Bekannte und Freunde kamen dazu – bis eben am 11.11.2011 die 1. Mainzer Winzergarde gegründet wurde.«

Bewegung, Genuss, Engagement

Timo Gölz ist 46 Jahre alt und gebürtiger Mainzer, verbrachte sechs seiner Kindheitsjahre aber in Kassel, weshalb er den Mainzer Dialekt nicht unbedingt sprechen muss (aber gut sprechen kann). Studiert hat er in Dortmund, weil es die Ausbildung Chemie-Technik nicht an hiesigen Unis oder (Fach-)Hochschulen gab. Derzeit vertreibt der Chemie-Ingenieur für ein amerikanisches Unternehmen Filtertechnik – die zum Beispiel für die Klärung von Wein eingesetzt wird. Womit wir wieder beim Lieblingsthema und -getränk der 1. Mainzer Winzergarde sind. Die Neugierde und auch die Begeisterung für Wein hätten seine Eltern geweckt, sagt Timo Gölz, während der vielen Sommerferien, die die Familie in Südfrankreich verbrachte.

Den Winzer-Gardisten ist die Freude an Bewegung, Genuss und Engagement eigen, Timo Gölz gibt dafür ein Paradebeispiel ab. Früher schwamm er für die SG Mainz Freistil und Delphin, heute organisiert er im MTV 1817 die Volleyball-Abteilung, spielt im Winter Volleyball und im Sommer Beach-Volleyball. Außerdem fährt er gerne Ski und liebt es mit Ehefrau und Winzer-Gardistin Nicole auf Reisen zu gehen, z.B. nach Ligurien, Kambodscha, Georgien (die Wiege des Weinbaus!) und immer wieder nach Südfrankreich. Zum Genuss-Erleben gehört selbstverständlich – das Kochen, Timo Gölz kocht sich gerne quer durch die Welt. In eine besondere Welt bekam er einen Einblick während seiner Diplom-Arbeit: fünf Wochen lang fuhr er auf der, aus dem Titanic-Film von James Cameron bekannten »Keldysch«, von Kopenhagen nach Spitzbergen. Allerdings hatten es ihm dabei nicht die Tauchgänge der Forschungs-U-Boote vom Typ Mir angetan, sondern die Methanhydrate, mit denen sich die internationale Crew auf dem russischen Forschungsschiff unter anderem beschäftigt.

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