Weihnachtszeit ist Geschenkezeit und Geschenke sind eingepackt – in? Dreimal dürfen Sie raten.

Hauptbahnhof Mainz, um die Mittagszeit. Wer hier herumläuft oder herumsitzt und nichts zum Verzehren in der Hand hat, ist fehl am Platze. Nein, das hat jetzt nichts mit Schenken oder Weihnachten zu tun. Aber mit der Deutschen liebster Verpackung: Plastik. Der Ansturm der Mittagsesser ist vorbei, die Mülleimer quellen über. Jeden Tag. Sieben, nein sechs Tage die Woche. Abends läuft im Fernsehen der x-Bericht über die Vermüllung der Weltmeere, über Plastikseen, der Mageninhalt von Fischen und anderem Meeresgetier wird gezeigt: Plastik. Am nächsten Morgen sind die Menschen wieder mit »Coffe to go«-Bechern unterwegs, mittags wird im Supermarkt ein leckerer Salat gekauft. Komfortabel eingepackt in einer Plastikschale.

Unsere Konsumgewohnheiten hängen irgendwie mit dem Mageninhalt von Meeresbewohnern zusammen. Das dürfte den Meisten einleuchten. Auch, dass weniger Plastik in Weltmeeren voraussetzt, weniger Plastik zu konsumieren. Nur wer weniger konsumieren soll, das ist die Frage. Sollen doch erst mal die anderen und überhaupt: Wieso verbietet der Gesetzgeber eigentlich nicht die ganzen Plastikverpackungen? Oder warum schafft es die Stadt Mainz nicht, die Eigner/-innen von Imbissläden und Bretzel-Ständen dazu zu bringen, eigene Mülleimer aufzustellen? Dann müssten die ihren Müll selbst entsorgen – und dafür extra bezahlen. Vielleicht animiert das nach anderen Verpackungsarten zu suchen?

Wir Menschen mögen keine erhobenen Zeigefinger, keine Mahner/-innen, die uns den Spiegel vor Augen halten, sagen: »selbst schuld« und dann noch mit Vorschlägen kommen, was geändert werden könnte. Zum Beispiel kein Essen in Einweggeschirr aus Plastik kaufen, die Blumensträuße nicht in Zellophan einpacken und die mit Folie ummantelten Geschenkkörbe im Bio-Supermarkt stehen lassen. Tja und die Weihnachtsgeschenke? Sicher sollen die hübsch eingepackt werden. Das Material – naja, Weihnachten ist doch nur einmal im Jahr und es sind doch alles ganz besondere Geschenke. Außerdem wollen wir die Verkäufer/-innen nicht in die Bredouille bringen. Die müssten vermutlich erst auf die Suche gehen, nach einer anderen Verpackung – und das dauert dann auch alles so lange und das Parken kostet doch auch Geld… . Aber im Januar, da wird alles besser. Von wegen gute Vorsätze für das neue Jahr und so. Klappt das nicht, bleibt uns noch die Fastenzeit: sechs Wochen ohne Plastikverpackungen leben. Das müsste doch klappen!?

DER MAINZER wünscht Ihnen allen eine gute Zeit, erfreuen Sie sich an der Adventszeit, verbringen Sie angenehme Festtage und starten Sie, ganz wie es Ihnen beliebt, aber mit Freude ins Neue Jahr. Übrigens: Soweit bekannt, bestehen der Mainzer Dom und die elf Meter hohe Mainzer Weihnachtspyramide nicht aus Plastik.

| SoS