Das Staatstheater Mainz wird voraussichtlich erneut einen Zuschauerrekord einfahren und feiert mit seiner »künstlerischen Initiative Rheinhessen« Erfolge. Gleichzeitig muss der Mainzer Stadtrat eine »überplanmäßige Mittel­bereitstellung« beschließen.

Die ersten Veranstaltungen im Rahmen der »Künstlerischen Initiative Rheinhessen« waren ein Erfolg. Wobei Markus Müller als »Erfolg« nicht nur die Einnahmen betrachtet sehen möchte. Eine Operngala in Bingen bei herrlichem Sommerwetter ziehe nun einmal mehr Zuschauer, als »Gas, Plädoyer einer verurteilten Mutter« im Rhein-Selz-Park in Nierstein (siehe Foto).  Die finanzielle Basis des Staatstheaters ist als dünn zu bezeichnen. Trotz der Zuschauerrekorde, trotz der Preise für herausragende künstlerische Leistungen und auch trotz der Bemühungen des Intendanten, um Sponsoren und Fördergelder. Allein die jährlichen Tarifsteigerungen der Mitarbeiter/innen treiben die Kosten nach oben – »ohne«, sagt Markus Müller, »dass wir einen Cent mehr für die eigentliche Theaterarbeit ausgeben.«

Wirtschaftsplan ausgleichen

Gesellschafter des Mainzer Staatstheaters sind die Stadt Mainz und das Land Rheinland-Pfalz, jeweils mit einem Anteil von 50 Prozent. Allein das, so Müller, sei deutschlandweit einzigartig, denn normalerweise  übernehmen die Bundesländer an ihren Staatstheatern einen höheren  Anteil. Die 50/50-Reglung beinhaltet, dass die Stadt Mainz auch 50 Prozent der Kosten zu tragen hat. Eine Anstrengung, die aufgrund des Mainzer Schuldenbergs kaum darstellbar ist. Ausgaben für Kunst und Kultur sind »freiwillige Leistungen«, die von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion als erstes gestrichten werden, um das jährliche Haushaltsdefizit zu begrenzen. Außerdem hat sich die Stadt Mainz mit ihrem Beitritt zum Entschuldungsfonds KEF im Dezember 2011 verpflichtet, den Zuschuss zum Staatstheater jedes Jahr um 300.000 Euro zu reduzieren – was so auch im Etat 2017/18 dargestellt ist.

Eine Einnahmenreduzierung von 300.000  Euro im Jahr kann ein Dreispartenhaus mit seinen vielen zusätzlichen Angeboten, wie das Mainzer Staatstheater, nicht verkraften. Eine Angebotsreduzierung steht politisch nicht zur Debatte. So beschließt der Mainzer Stadtrat in seiner Sitzung Ende Juni eine überplanmäßige Mittelbereitstellung für die Staatstheater Mainz GmbH in Höhe von 291.042 Euro für den Planungszeitraum August bis Dezember 2017«. Das entspricht exakt dem anteiligen Fehlbetrag des Zuschusses von Seiten der Stadt Mainz im Jahr 2017, um den Wirtschaftsplan des Staatstheaters für 2017/18 ausgeglichen zu gestalten. »Wir beginnen also das neue Wirtschaftsjahr wieder mit einer schwarzen Null«, sagt Markus Müller. Der Intendant scheint, äußerlich gelassen, mit dieser Situation umzugehen. Allerdings lässt sich mit etwas Fantasie zwischen seinen vielen verständnisvollen Sätzen heraushören, dass eine breitere finanzielle Basis für die immense Arbeit der ganzen Staatstheater-Crew notwendig ist.

Neue Gesellschafterstruktur?

Seit Jahren und ganz besonders seit dem Beitritt der Stadt Mainz zum Entschuldungsfonds vor sechs Jahren, wird hinter den Kulissen nach einer neuen Gesellschafterstruktur gefahndet. Zur Diskussion standen (und stehen wohl auch immer noch)  ein höherer  Anteil des Landes oder die Aufnahme eines weiteren Gesellschafters, wie einer der benachbarten Landkreise oder eine finanziell potente Stadt aus der Region Rheinhessen.

Wie weit die Gespräche gediehen sind, vermag Markus Müller nicht zu sagen: »Als Intendant konzentriere ich mich in erster Linie darauf, mit allen Beteiligten hier im Haus einen interessanten und anspruchsvollen Spielplan zu gestalten, der möglichst viele Menschen in der Region anspricht, sodass wir sowohl die künstlerische Wahrnehmung als auch die Besucherzahlen weiter auf diesem hohen Niveau halten können.« | SoS