Es geht um rechtzeitige Information, um Koordination, auch um Entgegenkommen, damit Belastungen minimiert werden können: Die Einzelhändler am Schillerplatz verschwinden hinter Baustellen. DER MAINZER bat einige Einzelhändler um eine Stellungnahme.

Jan Sebastian, Inhaber von Juwelier Willenberg und Präsident des Handelsverbands Mitte (Hessen – Rheinland-Pfalz – Saarland e.V.)

Gar keine Frage, in Mainz soll und muss investiert werden, wir alle wollen gute Straßenbeläge, einen reibungslosen ÖPNV, eine zuverlässige Gas- Wasser und Stromversorgung. Und auch die Investitionen in das Stadtbild waren überfällig. Es ist auch plausibel, dass dies jetzt durch Bundes- und Landeszuschüsse möglich ist. Nur warum alles so geballt? Die Intensität der diversen, seit 2016 durchgeführten Baumaßnahmen, bedeuten nun mal auch massive, wenn nicht sogar gravierende Umsatzeinbußen für den Einzelhandel. Die finanziellen Reserven werden aufgebraucht und neue Puffer können so nicht aufgebaut werden. Den betroffenen Unternehmen bringt es nichts, wenn in ein oder zwei Jahren alles wieder in Ordnung ist. Es geht um Existenzen, wenn ohne Unterbrechung, über Monate, vielleicht Jahre, Umsatzeinbußen von 10% bis 50% verkraftet werden müssen. Denn der notleidende Einzelhandel und deren Mitarbeiter können nicht mit baustellenbedingten Bundes-, Landes- oder Stadtzuschüssen rechnen.

Dank an den OB

Friedrich Demmler, WIRTH »Der Kinderladen«

Endlich – über 70 Jahre hat es gedauert – endlich wird es angepackt, der Münsterplatz und die Schillerstraße, nachdem die Bahnhofstraße ein schönes neues Kleid erhält.
Chaos? Auf dieses Baustellenchaos haben wir Jahrzehnte gewartet, allerdings nicht so überraschend, wie es jetzt unkoordiniert hereingebrochen ist. Aber – viele Kunden mögen Baustellen-Chaos, denn da gibt es immer gute Sonderangebote, die wir dank des OBs auch bieten können.
Zugegeben, die Koordination mit den Schienenarbeiten, die ist schon extrem kontrovers, aber wenn nach der Johannisnacht nochmal die Schillerstraße aufgebaggert wird, dann bedanken wir uns beim Ober-Baggerführer, denn der OB ist unser bester Marketing-Manager, der sorgt dafür, dass die Mainzer Danke sagen: Rabatte – Rabatte – Rabatte und die lässt sich unser OB sogar vom Steuerzahler finanzieren! Also – nix wie hin zu uns und ordentlich anbaggern, wenn unser Ober-Baggerführer vorm Haus aufbaggert, dann gibt es auf alle Bagger und Buddelsachen nämlich 30% Rabatt.

Unfähigkeit zugeben

MONDO Hermann e.K, Doris Hermann

Es ist ja nicht so, dass wir nicht verstehen, dass getan wird, was getan werden muss. Es ist viel mehr die Art und Weise und die katastrophale Organisation. Es können doch solche Baustellen nicht immer wieder  »brach« liegen, – großflächig abgesperrt, aber leider keiner in Sicht, der arbeitet. Bei so viel Einschränkung erwarten wir von denen, deren originäre Aufgabe genau das sein sollte, dass sie ihren Job machen. Es geht um Koordination und auch um Unmögliches möglich machen, – das machen wir auch jeden Tag. Es kann ein Restaurant nicht morgen wieder reinholen, was heute nicht geschafft wurde. Es  scheint, als könnten sich die Herren und Damen Politiker so gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn man zwar arbeitet, aber leider am Ende des Monats trotzdem kein Geld auf dem Konto ist.  Es ist dahingehend auch bodenlos, dass von Baustellen gebeutelte Läden dann auch noch das (selbst gekaufte) Schild von der Straße stellen müssen (Edelbeef), und nicht sogar die Rechnung dafür an die Stadt schicken können. Da hätten wir doch sehr viel mehr an Einfühlsamkeit, Verständnis und Achtung verdient, und da würden uns eine ganze Menge Dinge einfallen, die man besser machen könnte. Menschen, die ihre Arbeit so schlecht machen, dass dann auch noch Unterstützer eingestellt werden müssen, sollten so aufrichtig sein, ihre Unfähigkeit zu zugeben, sich still in die Ecke verabschieden, endlich einmal schämen und wenn es ganz gut liefe, sogar einmal einen Kotau machen… Bei dem, was uns noch alles abverlangt wird, haben wir es mehr als verdient, gehört und beachtet zu werden. | SoS