Der »Mainzblick« auf der Maaraue in Kostheim eröffnet neue Perspektiven. Das bezieht sich nicht zuletzt auf die Art der Gastronomie und das wirklich außergewöhnliche Weinangebot.

Die Anfahrt mit dem Auto gestaltet sich ein wenig umständlich. Dabei sieht auf dem Stadtplan alles sehr einfach aus, denn der »Mainzblick« liegt vis-à-vis dem Dom. Jedenfalls gondelt man erst einmal nach Alt-Kostheim zum Mainufer, um von dort fast die ganze Strecke entlang des Rhein-Seitenarms wieder gen Nordwesten zu steuern. Manches Navi hat die offizielle Anschrift Maaraue 48 auch gar nicht intus. Mit dem Rad ist es deutlich leichter, zum Restaurant zu gelangen, und zwar über die Brücke vom Kasteler Ufer aus.
Ganz gleich, auf welchen Wegen man es hierher schafft: Die Mühe lohnt sich, wie Mister X, unsere weibliche Begleitung und ich an einem Spätfebruar-Abend feststellen. Zum Restaurant gelangen wir über eine Treppe ins erste Stockwerk. Hier eröffnet sich ein sehr großer Raum mit ebensolchen Fensterflächen zum Rhein hin. Der Ausblick zieht magisch an, schließlich liegt das gesamte Panorama des sehenswerten Mainzer Rheinufers vor einem. Während wir an einem der großen Naturholztische sitzen, den uns der freundliche Kellner auch noch in die perfekte Schau-Position gerückt hat, gehen drüben die Lichter an – da wird uns warm ums Herz. Wenn die Außentemperaturen wieder steigen, lockt die großzügige Terrasse nach draußen.

Rheinhessen und Rheingau traut vereint

Wie sich nach kurzer Zeit herausstellt, ist Thomas Bauer, der uns den Betrieb erklärt, berät und bedient, hochgradig weinaffin. Auf seine Initiative geht, wie er schildert, das außergewöhnliche Weinangebot im »Mainzblick« zurück. Da wir uns in Kostheim sozusagen an der Schnittstelle zwischen Rheinhessen und Rheingau befinden, werden Erzeugnisse aus beiden Anbaugebieten offeriert, die von großen Schiefertafeln an den Wänden abzulesen sind. Rheingauer Krezenzen kommen vom Weingut H. J. Ernst in Eltville und von Laquai in Lorch. Für Rheinhessen sind Werther Windisch aus Mommenheim und das Weingut J. & H. A. Strub dabei. Letzteres begeistert uns mit seinem 2015er trockenen Grünen Veltliner (0,2 für 4,90 Euro) sowie den feinherben Rieslingen »Thal« aus dem Hipping und »Roter Schiefer« vom Oelberg (beide 6,40 Euro) aus ebendiesem Jahrgang. Weitere Weine werden zum »Mainzblick«-Tableau hinzukommen, und vor Ort ist sogar eine Vinothek geplant.
X widmet sich zunächst dem provenzalischen Fischtopf zu 7,90 Euro, der ihn voll und ganz zufrieden stellt. »Diverse Meerestiere und Gemüse wie Staudensellerie und Zucchini sowie Petersilie ergeben eine wohlschmeckende, dichte Komposition, die von der offensichtlich selbstgemachten Aioli ausgezeichnet begleitet wird«, hört sich sein Resümée an. Der kleine saisonale Beilagensalat unserer Essenskollegin (2,90 Euro) präsentiert sich solide. Meine Suppe von gelben Linsen (4,90 Euro) mit Curry erfreut mich aufs Höchste. Die große Portion ist sehr gut gewürzt und angenehm scharf. Die beiden dazu gereichten Frühlingsröllchen auf einer fein-süßlichen Sauce bilden eine schöne Ergänzung.
Argentinisches

Rumpsteak handwerklich hervorragend

Als Hauptgang hat Mister X argentinisches Rumpsteak vom Grill mit dreierlei Pfeffern (17,90 Euro) medium rare bestellt – und genauso kommt es auf den Tisch. Statt Bratkartoffeln wählt er Pommes frites. »Die geschmelzten Zwiebeln sind handwerklich gut gemacht und passen hervorragend zu dem hochwertigen, wohlschmeckenden Fleisch«, lautet sein Urteil. Ähnlich zufrieden äußert sich die Dame an unserem Tisch über ihr Elsässer Sauerkraut in Rieslingrahm mit Flusszander und Sellerie-Kartoffelpüree (15,90 Euro). »Der Fisch ist topgegart«, befindet sie. Ich befasse mich derweil mit den Tagliatelle mit sautierten Waldpilzen (8,90 Euro), deren Eigengeschmack leider etwas unter der extrem sahnigen Sauce leidet.
Unser Aufenthalt im »Mainzblick« geht zu Ende. Was bleibt, ist die Überraschung, einen derart angenehmen Restaurantbetrieb gefunden zu haben. Die Labyrinth-artige Anfahrt hat sich gelohnt. | Lou Kull

Fazit:

Der »Mainzblick«, der seit knapp einem Jahr unter diesem Namen und unter neuer Leitung geöffnet ist, spricht diverse Sinne an. Das hiesige Gastronomie-Konzept schließt außer dem standardmäßigen Restaurantbetrieb die Bewirtung von Feiergesellschaften und den sonntäglichen Tanztee ein. Direkt über dem Bootshaus der Kasteler Ruder- und Kanu-Gesellschaft gelegen, hat der Gast von erhöhter Warte in modern-geschmackvollem Ambiente einen sensationellen Blick auf die rheinland-pfälzische Metropole. Bei gutem Wetter können auch die ebenerdigen Außenbereiche genutzt werden. Wenn demnächst zudem die geplante Vinothek eröffnet werden sollte, wird der »Mainzblick« über ein ungewöhnlich reizvolles Gesamtangebot verfügen. Der Kern des Erfolgs liegt aber in der hochklassigen, kreativ-soliden Leistung des Küchenchefs.

ESSEN8,0
TRINKEN8,5
SERVICE8,5
AMBIENTE8,0
PREIS/LEISTUNG8,5
GESAMT41,5 : 5 = 8,3 KAPPEN
Mainzblick
Maaraue 48
55246 Mainz-Kostheim
Tel. 01 73 / 545 53 91
info@mainzblick.de
www.facebook.com/Mainzblick
Öffnungszeiten:
Mi bis Fr 17 bis 23 Uhr,
Sa 11.30 bis 1 Uhr,
So 10.30 bis 24 Uhr
Mo und Di Ruhetag