Die »Taverne Naxos« liegt etwas verschwiegen abseits der Rheinstraße. Wer sich die Mühe macht, sie zu suchen, und sie findet, wird über das hier präsentierte Essen erfreut sein.

Es ist verblüffend: Von vier Einheimischen, die ich – rund um die Fischtorstraße irrend – in der abendlichen Dezember-Dunkelheit anspreche, kann mir niemand auf Anhieb sagen, wie ich zur Weintorstraße komme. Das Positive: Alle nehmen Anteil an meinem Schicksal des Auswärtigen, und schließlich erlöst mich ein freundlicher Mann via Internetsuche auf seinem Smartphone von meiner Qual.

»Nach ungefähr 40 Jahren, die du nun regelmäßig in Mainz verkehrst, solltest du dich eigentlich ein wenig auskennen«, ist das erste, was ich aus Mister X’ berufenem Munde zu hören bekomme, als ich 17 Minuten nach der verabredeten Zeit das Lokal betrete. Gleichwohl sagt er dies nicht in anklagendem Ton, sondern eher mitfühlend. Die Stimmung ist gut, und wir widmen uns dem Speisen- und Getränke-Angebot.

Allerdings fällt es uns nicht leicht, uns bemerkbar zu machen. Die Bedienung, die anscheinend die Chefin ist, hat mit den sechs Gästen am Nebentisch reichlich zu tun, läuft geschäftig zwischen Essensausgabe und der kleinen Weihnachtsfeier-Gesellschaft hin und her. Mehr zufällig gelingt dann ein Blickkontakt, der die Frage provoziert: »Möchten Sie etwas bestellen?« Ja, wir möchten.

Retsina und alte Reise-Erinnerungen

Angesichts des eher mäßigen Wein-Tableaus, größtenteils bestückt mit gängigen Produkten des Riesenweinguts Tsantali, wählt unser junger Kollege, der und begleitet, eine große Apfelsaftschorle. Ich bestelle Wasser. In X’ leuchtende Augen schauend erahne ich, dass ein Befreiungsschlag kurz bevorsteht. »Ich nehme einen Retsina«, äußert er laut und deutlich seinen Wunsch. Und dann lauschen mein Gegenüber und ich den Erfahrungen aus frühen griechischen Reisejahren des Mister X – zu denen, selbstredend, nicht zuletzt der geharzte Weißwein gehörte. Schöne Erinnerungen.

In der Gegenwart zurück, bestellt X Psarosupa, Fischsuppe nach griechischer Art, zu 4,20 Euro. Die Vielfalt der marinen Einlagen beeindruckt meinen Tischnachbarn, er ortet unter anderem Lachs und vermutlich Dorade. Karotte und Kartoffel befinden sich ebenfalls in dem Sud. Zusammenfassend spricht Mister X von einem angenehmen, leichten, fischigen Geschmack. Unser Begleiter nimmt Garides Me Skordo – Shrimps in Knoblauchsauce –, die 6,90 Euro kosten. Die Garnelen seien auf den Punkt gegart, die Sauce erstklassig, schön tomatig und von deutlichem Knoblauch-Charakter, hören X und ich das Resümee eines zufriedenen Essers. Auch ich kann mich nicht beklagen. Der »Pikante Teller« mit Tzatziki, Tarama (Fischrogencreme), Schafskäse, Bohnen und Kraut (6,40 Euro) zeigt sich grundsolide, einige Granatapfelkerne dienen der Zier.

Der Lammteller überzeugt vollends

Als Hauptspeise sucht sich X den Lammteller aus, der Spieß, Steak und Koteletts sowie geröstete Kartoffelscheiben und Tzatziki enthält (18,80 Euro). Dieses Fleisch-Potpourri überzeugt ihn vollends, sowohl bezüglich des Garzustands als auch des Geschmacks.
Vis-à-vis wird der Naxos-Spieß aufgetragen – mit Schwein und Lamm sowie Bifteki (eine Art Hackbraten) Tomatensalat und Tzatziki. Das Bifteki wird als »würzig und fluffig« beschrie­ben, Lamm und Schwein hätten den perfekten Garpunkt, die Tomaten seien außergewöhnlich gut gewürzt, fasst unser Be­gleiter zusammen. Dieses schöne Gericht gibt es in der »Taverne Naxos« für 14,90 Euro. Ich entscheide mich für die Fischplatte (16,50 Euro), die reichlich gebratene Sardinen, Kalamares und Garnelen aufweist und von den bereits erwähnten Kartoffelscheiben begleitet wird – alles in allem wiederum handwerklich einwandfrei und schlicht gut.
Mittlerweile ist das Restaurant bis auf den letzten Platz besetzt, was wir aufgrund unseres positiven Essenseindrucks absolut nachvollziehen können. Es lohnt sich bisweilen halt, ein wenig links und rechts der breiten Straßen zu schauen. | Lou Kull

Fazit:

Die »Taverne Naxos« ist kein Edel-, aber ein gehobener Grieche, was sich auch in der Preisgestaltung niederschlägt. In dem völlig unprätentiösen, auch bezüglich der Ausstattung einfach gehaltenen Restaurant wird richtig gut gekocht, was wir wirklich genossen haben. Der Service ist freundlich und unaufgeregt, nach ersten Anlaufschwierigkeiten wurde dann doch zügig aufgetragen. Die Weinkarte ist kein Aufreger, muss sie aber auch nicht sein. Das Rundum-angenehm-griechisch-Gefühl haben wir hier empfunden.

ESSEN8,0
TRINKEN6,5
SERVICE 7,0
AMBIENTE7,0
PREIS/LEISTUNG7,5
GESAMT36,0 : 5 = 7,2 KAPPEN
Taverne Naxos
Weintorstraße 21
55116 Mainz
Tel. 0 61 31 / 22 93 70
www.naxos-mainz.jimdo.com
Öffnungszeiten:
Di bis So 17.30 bis 23 Uhr
Mo Ruhetag